Ein authentisches Stück Italien - nur wenige Autostunden von Süddeutschland entfernt
Endlos Wandern - ein Traum für Bergziegen wie mich
Auch der Magen kommt auf seine Kosten - die Gastronomie lässt keine Wünsche offen
Feste feiern wie sie fallen - wir lieben die zahlreichen kulturellen Events mit Tradition
Wisst ihr eigentlich, wo wir leben, wenn wir nicht gerade auf Reisen sind? Wir verraten es Euch: im italienischen Valchiavenna.
Das sagt Euch nichts? Wundert mich nicht. Die Region in Norditalien ist noch ein echter Geheimtipp. Wir haben sie auch nur durch Zufall entdeckt, in 2018, als wir auf der Suche nach einer Ferienwohnung in den Bergen waren. Für uns haben natürlich auch die Immobilienpreise eine Rolle gespielt. So war Österreich, die Schweiz und Südtirol schnell von der Liste gestrichen. Und dieses Tal im italienischsprachigen Sondrio war nur 4-5 Autostunden von unserer damaligen Heimat in Baden-Württemberg, Plüderhausen, entfernt. Perfekt also auch für lange Wochenenden. Wir haben nicht lange überlegt, obwohl wir die Region nur ein einziges Wochenende vor dem Immobilienkauf gesehen hatte. Ein Skigebiet in unmittelbarer Nähe, endlose Möglichkeiten zu Wandern und für den Sommer ein See in der Nähe. Das hat für die Entscheidung gereicht. Wir sind ja nicht so kompliziert :-)
Seither haben wir viele Tage im Valchiavenna verbracht, zu allen Jahreszeiten und haben uns immer mehr verliebt. So sehr, dass wir sogar das Projekt "Love Valchiavenna" und damit eine deutschsprachige Webseite über die Region ins Leben gerufen haben. Aber das ist eine andere Geschichte.
Natürlich bereiten uns die Wander- und Freeride Möglichkeiten viel Freude. Wir sind einfach gerne aktiv in den Bergen. Durch die Nähe zur Schweiz können wir auch dort auf die Piste gehen. Und wenn auf der italienischen Seite wenig Schnee ist, dann gibt's welchen in der Schweiz, und umgekehrt. So zumindest unsere Erfahrung der letzten 6 Jahre. Wir haben inzwischen sogar klettern gelernt und sind nun auch vertikal unterwegs - alles in Maßen natürlich. Die Lernkurve mit Anfang 40 ist flach :-)
Für den Sommer ist der Lago di Mezzola, ein naturgeschützter See, eine willkommene Abfrischung. Schwimmen, Kajak fahren oder einfach nur einen Aperitif am Ufer genießen -alles ist möglich. Und zum Nordufer des Comer Sees haben wir es auch nicht weit. Das meiden wir allerdings eher; da sind uns schon zu viele Touristen unterwegs.
Das Wetter ist nach unserem Empfinden auch deutlich besser als in Deutschland. Wer will schon einen nasskalten, grauen Winter und einen wechselhaften Sommer? Das Valchiavenna liegt relativ niedrig auf nur etwa 200m über dem Meer und ist sonnenverwöhnt. Auch im Winter ist es meist angenehm mild und sehr sonnig. Umringt von 3.000ern bietet es oben im Winter Schneesicherheit und im Sommer angenehme Temperaturen, um der Hitze im Tal zu entkommen.
Was wir allerdings gar nicht auf dem Schirm hatten, war die Gastronomie als Highlight. Chiavenna gehört übrigens auch zum italienischen Netzwerk der città slow, inspiriert von der Slow Food Bewegung. Kulinarisch wurden wir hier noch nie enttäuscht. Ob Pizza, Pasta, traditionelle oder innovative Gerichte - alles schmeckt!
Das Tal hat eine sehr lange Geschichte, dadurch dass der Splügenpass, einer der flachsten Alpenpässe, es seit jeher mit dem Norden verbindet. Daher auch der Name "Chiavenna", der sich von "Schlüssel" ableitet - quasi das Tor zur mediterranen Welt. Im Tal findet man Kultur und Tradition, die über die Jahrhunderte bewahrt und weitergegeben wurde, wie die Produktion von Speckstein-Töpfen, die heute noch in der Gastronomie genutzt werden. Und es einige regionale Produkte, die man nirgendwo anders findet. Zum Beispiel die Brisaola (im Unterschied zur Bresaola!) aus gesalzenem, luftgetrocknetem Rindfleisch, die nur dort hergestellt wird, den Pizzoccheri, einer Pasta-Art aus Buchweizen- und Weizenmehl, und dem Bitto Käse, der jeden Sommer in aufwändiger Handarbeit auf kleinen Almen aus Rohmilch produziert wird. Und dann gibt es noch die sogenannten Crotti - Hohlräume zwischen Felsbrocken, die seit Jahrhunderten zur natürlichen Lagerung und Reifung von Wein, Brisaola und anderen Lebensmitteln eingesetzt werden (sie haben ganzjährig eine Temperatur von etwa 8 Grad und eine konstante Luftzufuhr). Viele davon sind privat, andere haben zugehörige Restaurants und können jederzeit besichtigt werden. Und einmal im Jahr wird ein mehrtägiges Fest zu Ehren der Crotti ausgerichtet - Sagra dei Crotti. Das ist nur eines der vielen regelmäßigen Events im Tal, die die lokale Kultur und Traditionen feiern. Wir lieben es, uns zum Beispiel beim Di de la Brisaola durch die Wurst zu probieren, oder zur Notte di San Lorenzo durch die kerzenbeleuchtete Altstadt zu schlendern.
Kurzum, das Valchiavenna ist ein Stück authentisches Italien. Die Region ist zwar touristisch sehr gut erschlossen, dennoch nicht überlaufen. Hier sieht man Italiener auf der Straße flanieren und "stundenlang" Espresso trinken. Auch wir genießen bewusst diese Entschleunigung.
Inzwischen hat sich Chiavenna zu unserer Wahlheimat und unserem Lebensmittelpunkt entwickelt. In Deutschland haben wir unsere Wurzeln, aber das Leben dort reizt uns nicht mehr. Home is where your heart is - unseres im Valchiavenna.
Ich kann Euch nur empfehlen, auch mal "vorbeizuschauen"; wir sind nicht die ersten, die sich ins Valchiavenna verliebt haben und zurückkehren :-)
Comments