Der O-Trek - episches Trekking inmitten Patagonien's schönster Landschaft
Endlose Gletscher, schillernde Seenlandschaften und die berühmten Felsentürme
Magische Morgenstunden an der Laguna de las Torres - die Einsamkeit hat ihren Preis
Von Gruppenreise bis Einsamkeit, von Komfort bis Verzicht - für jeden ist etwas dabei
Nach ein paar erholsamen Tagen in Punta Arenas steht ein weiteres Highlight an - das weltberühmte Naturwunder, der Nationalpark Torres del Paine. Wahrzeichen sind die „Torres del Paine“, drei nadelartige Granitberge, die zwischen 2.600 und 2.850 m hoch sind. Die 2.420 Quadratkilometer große Landschaft von Bergen und Gletschern, verwinkelten Fjorden und großen Seen wurde 2013 sogar zum 8. Weltwunder gekürt. Dementsprechend beliebt ist der Nationalpark bei den Touristen. Dennoch wollen wir uns das Highlight nicht entgehen lassen. Wir entscheiden uns für ein 10tägiges Trekking, den sogenannten O-Trek, mit etwa 135 km Länge. So hoffen wir, zumindest den großen Massen zu entfliehen, wo möglich. Inzwischen zählt man mehr als 200.000 Besucher pro Jahr. Das krasse Gegenteil zum nahezu unbekannten Dientes de Navarino Trek (>>> siehe unser letzter Blog), den wir kürzlich gelaufen sind. Die Campingplätze für den O-Trek sind vorgegeben, in einer bestimmten Reihenfolge. Wildcampen ist im Nationalpark strengstens verboten. Ohne vorheriges Buchen, so heißt es, darf man erst gar nicht auf den Trek starten. Die Wahrheit wird sich als etwas anders erweisen. Nichtsdestotrotz ist das eine der Maßnahmen des CONAF, der chilenischen Forstbehörde, die den Nationalpark verwaltet, um die Besucherzahlen zu regulieren. Wir kümmern uns relativ kurzfristig um die Campingplätze, knapp zwei Wochen zuvor, was gut funktioniert.
In Puerto Natales, dem Tor zum Nationalpark, bereiten wir uns vor und packen unsere Rucksäcke für die Tour. Geplant sind 11 Tage, davon ein "Relaxtag", an dem wir keine Etappe laufen. Wir entscheiden uns für die Selbstversorger Variante - mit Abstand die kostengünstigste - und nehmen unsere komplette Ausrüstung sowie die Verpflegung mit. Das bedeutet allerdings auch, dass wir ordentlich Gepäck haben. Micha ca. 22 kg, ich 18 kg - davon ca. 8 kg für Essen. So einen schweren Rucksack hatte ich noch nie beim Trekking. Gottseidank wird er von Tag zu Tag leichter :-)
Unsere erster Etappe führt uns vom Visitor Center zum Camping Serón, eine mittlere Strecke von etwa 15 km. Der Weg geht durch ein Seitental mit wunderschönen, türkisfarbenen Gletscherflüssen. Die ersten Blumen blühen schon. Und wir sind alleine auf dem Trail. Damit haben wir beim besten Willen nicht gerechnet. Erst am Campingplatz treffen wir auf weitere Wanderer. Viele haben Guides und sog. Portadores (Gepäckträger) - das All-Inclusive Paket, sozusagen. Wir lernen Kiara und Julia kennen, zwei Deutsche, die ebenfalls wie wir unterwegs sind. Die kommenden Etappen laufen wir zusammen, bis sich unsere Wege trennen. Eine sehr angenehme Wanderkameradschaft.
Die zweite Etappe ist mit 5-6 Stunden nicht sehr lange. Also starten wir morgens den Tag mit einer gemütlichen Yoga-Session und gehen dann gegen 11 Uhr los. Und so sind wir automatisch hinter den organisierten Wandergruppen. Der Weg führt uns durch das Valle Paine, immer entlang des gleichnamigen Flusses. Nur wenige Höhenmeter sind zu bewältigen. Das Wetter ist bis jetzt erstaunlich mild. Wir haben mit deutlich kühleren Temperaturen gerechnet. Der Wind ist allerdings meistens präsent und so fühlen sich die 15°C dann doch eher wie 5°C an. Ab und zu pfeifen heftige Böen durch's Tal. Gerade als wir auf einer etwas offeneren Passage laufen, erfasst eine davon das Raincover auf meinem Rucksack. Und schon ist es weg. Ich sehe die blaue Abdeckung noch den Hang hoch wehen, Micha startet einen kurzen Sprint. Aber keine Chance bei 80 km/h Windgeschwindigkeit. So ein Mist! Bei dem wechselhaften Wetter könnte ein Raincover essentiell sein... Gegen 17 Uhr erreichen wir unseren Campingplatz am idyllischen Gletschersee, Lago Dickson. Zeit wird's. Heute fühlt sich mein Rucksack übel schwer an. Meine Schultern schmerzen. Nach einer heißen Dusche und Abendessen geht's mir etwas besser. Ja, es gibt hier tatsächlich Duschen, und in der Regel mit heißem Wasser. Das ist schon ein Luxus. Jeder Campingplatz ist mit einem überdachten Kochplatz und einem Minimarkt ausgestattet. Sogar WiFi gibt es für diejenigen, die es ohne Verbindung zur Außenwelt nicht aushalten. Das ist weit mehr als wir auf unseren Trekkings gewohnt sind (und wollen). Für den Durchschnittstouristen hier allerdings enorm wichtig, wie es scheint. Selbst die gesalzenen Preise (z.B. 8 USD für 1 Stunde WiFi, 7 USD für ein Bier) dämpfen die Nachfrage nicht. Überhaupt erinnert mich das Trekking eher an eine soziales Event. Mit Julia und Kiara, die auch schon viel in den Bergen unterwegs waren, teilen wir dasselbe Mindset. Nach dem Abendessen sehe ich ein blaues Deuter Raincover am Tisch hängen. Das sieht genau wie meines aus. Ich frage den chilenischen Guide, ob es ihm gehört. Und siehe da, er hat es auf dem Trail gefunden und mitgenommen. Gibt's doch nicht! Ich kann es kaum fassen. Der Wind hat es gut mit mir gemeint :-)
Die dritte Etappe ist mit etwa 4 Stunden recht kurz. Sie führt durch einen kühlen Regenwald. Eine richtig verwunschene Landschaft erwartet uns. Wir starten spät und machen ausgiebige Pausen. Unterwegs genießen wir die ersten Blicke auf den Los Perros Gletscher. Das Etappenziel ist der gleichnamige Campingplatz. Dieser ist der wohl entlegenste im gesamten Nationalpark. Die Verpflegung für diejenigen, die die all-inclusive Variante gebucht haben, wird mit Pferden gebracht. Auch ansonsten müssen ein paar Abstriche gemacht werden. Es gibt weder heiße Duschen, noch WiFi, noch Alkohol. Wir genießen die Natur, nehmen ein erfrischendes Fußbad im eiskalten Gletscherbach und beobachten das Alpenglühen an den umliegenden Bergen.
Der nächste Tag verspricht ein echtes Highlight. Es geht über den John Gardner Pass, entlang des sog. Campo Hielo do Sur, des patagonischen Eisfelds. Dafür ist die Etappe wohl auch die längste und härteste - ausgeschildert mit 10 - 12 Stunden Laufzeit. Alle müssen spätestens um 7 Uhr morgens loslaufen. Das wird von den Rangern vor Ort kontrolliert. Der Trail führt uns direkt bergauf auf den Pass. Wir starten bei Nieselregen auf etwa 550 m. Schon bald erreichen wir die Baumgrenze und der Regen wird zu Graupel, begleitet von ständigem Wind. Das ist Patagonien! Gut, dass ich mein Raincover wieder habe - diesmal gut verknotet am Rucksack. Denn auf der Passhöhe in knapp 1.200 m kommen Böen entgegen, die mich fast umblasen. Irgendwie fühle ich mich, den Naturgewalten ausgesetzt, so richtig lebendig. Der Wind sorgt für ständig wechselnde Wolkenbilder und Sichten. Vor uns können wir die ersten Ausläufer des Eisfelds erahnen. Es ist mit 13.000 km² das größte auf der Südhalbkugel, außerhalb der Antarktis. Teilweise liegt es in Chile, teilweise in Argentinien. Die Blicke sind atemberaubend. Je weiter wir laufen, desto unendlicher scheint die Eislandschaft. Das ist für uns auch im Nachhinein wohl das Highlight der Strecke. Wir machen unzählige Fotostopps und natürlich auch die ein oder andere Brotzeit Pause.
Trotz zahlreicher Pausen kommen wir bereits um 16 Uhr am Campingplatz Grey an. Die Zeitangaben sind wohl eher für Instagram Touristen. Mit Verlaub - die Mehrzahl hier scheint noch nie eine mehrtägige Wanderung gemacht oder gar Erfahrung im alpinen Gelände zu haben. Am Campingplatz Grey gibt es jegliche Infrastruktur. Dieser ist sogar per Boot erreichbar, dementsprechend mehr Touristen sieht man hier. Für den kommenden Tag haben wir einen Tag Pause geplant. Wir wollten uns einfach Zeit nehmen und natürlich auch etwas ausruhen, wenngleich das Trekking für uns nicht sehr anspruchsvoll ist. Die größte Schwierigkeit ist die Länge mit etwa 8-10 Tagen und das dementsprechend schwere Gepäck. Letzteres lässt sich allerdings nur vermeiden, indem man entweder Portadores oder das Equipment wie Zelt, Schlafsäcke etc. vor Ort mietet. Beides nicht unsere Art zu wandern.
Zufälligerweise (wirklich!) fällt unser Relaxtag genau auf das Finale der Fußball WM. Wie wenn Micha es geplant hätte :-) Und natürlich gibt es am Refugio Grey einen Fernseher mit Live Übertragung. Um 12 Uhr Ortszeit startet das Spiel. Unzählige Wanderer und Guides haben sich vor dem Fernseher versammelt. Die Stimmung ist gut. Trotz der Art "Hass-Freundschaft", die die Chilenen mit ihrem Nachbarland verbindet, ist so gut wie jeder für Argentinien. Wir natürlich auch! Und es könnte nicht spannender sein. Ein einmaliges Erlebnis, zu dem wir uns sogar ein Bier zu Oktoberfestpreisen gönnen. Den Nachmittag verbringen wir in der Sonne, an einem einigermaßen windstillen Plätzchen am Strand des Lago Grey. So lässt es sich aushalten!
Am Montag geht es weiter zu Fuß. Die Etappe ist mit 10 km und 3,5 Stunden Laufzeit echt kurz, für mich fühlt es sich allerdings anders an. Der Relaxtag war eher kontraproduktiv für meine Performance. Am Campingplatz Paine Grande bekommen wir zum ersten Mal das volle Ausmaß des Massentourismus zu spüren. Wir sind jetzt auf dem Abschnitt, der sich mit dem kürzeren, einfacheren W-Trek überschneidet und zudem auch für Tagestouristen zugänglich ist. Hier ist alles streng reguliert. Der Platz ist gepflastert mit Zelten. Kaum ein Meter Abstand dazwischen. Wir können jedes Wort von unseren Zeltnachbarn hören. Manchmal wünschte ich mir, ich würde die Sprache nicht verstehen.
Für den nächsten Tag haben wir Betten im Refugio gebucht - aus Mangel an Zeltplätzen. Am Camping Frances gibt es in Summe 32 Schlafplätze in 8er Dorms. Jedes mit eigenen Duschen und Toiletten. Auch nicht schlecht. Der Campingplatz liegt idyllisch am Seeufer. Beim Einchecken werden wir gefragt, warum wir kein Abendessen gebucht haben. Wir kochen selbst, bei 60 USD pro Person war das eine einfache Entscheidung. Natürlich sind wir manchmal etwas neidisch, wenn wir die saftigen Burger sehen, während wir uns das sechste Fertiggericht in Folge zubereiten. Aber dessen waren wir uns durchaus bewusst. Für mich gehört zu einem Trekking auch etwas Verzicht. Danach schmeckt alles umso besser. Auf der Liste an Dingen, die ich am meisten vermisse, sind tatsächlich frisches Obst und Gemüse. Das war volumenmäßig einfach nicht vertretbar, für 10 Tage mitzunehmen. Dafür haben wir Trockenfrüchte und Nüsse dabei. Die Nacht im Refugio wird leider alles andere als erholsam. Die Mitarbeiter starten pünktlich nach Feierabend um 22 Uhr ihre Party. Ich könnte ausflippen! Tatsächlich schlafen wir in unserem Zelt inzwischen am besten.
Nun ja, für den nächsten Tag haben wir wieder einen Zeltplatz ergattert. Wir schlafen erneut am Camping Frances. Die Tagesetappe führt uns nämlich diesmal zum Mirador Britannico. Der Aussichtspunkt liegt im Valle Frances auf etwa 900m. Und das heißt, wir können mit Tagesgepäck laufen. Wow! Für Micha sind das zwar immer noch einige Kilos wegen seiner Fotoausrüstung, aber ich habe das Gefühl, gleich abzuheben ohne Rucksack. Wir brechen früh auf, um vor dem großen Ansturm auf dem Trail zu sein. Die ganze Zeit nieselt es, irgendwann wird der Regen stärker und Sprühneben zieht auf. Na toll! Nach etwa 3 Stunden haben wir den Aussichtspunkt erreicht. Gerade da lichten sich die Wolken und die Sonne spitzt vor. Perfektes Timing. Auf den Wetterwechsel in Patagonien ist einfach Verlass. Wir genießen dramatische Ausblicke auf die umliegenden Berge und Gletscher. Ein sehr schöner Platz für ein zweites Frühstück. Nach dem Abstieg haben wir noch genug Zeit, die Nachmittagssonne am Lago Nordenskjöld zu genießen und den Tag mit Yoga abzurunden.
Drei weitere Tage im Nationalpark liegen noch vor uns. Bei mir wird die Sehnsucht nach abwechslungsreichem Essen (und einem Glas Wein :-)) immer größer. Die Abstinenz zehrt. Ursprünglich hatten wir geplant, zum Camping Los Cuernos, der nur 2,5 km entfernt ist, weiterzulaufen. So haben wir die Option das abgelegenen Valley Bader zu erkunden. Eine Empfehlung von einem lokalen Guide. Allerdings ist das Wetter ziemlich ... patagonisch - Regen und Wind. Und eigentlich haben wir genug von der Landschaft hier gesehen. Einzig das Highlight, die Torres, fehlen noch. Die sind allerdings auch gut vom Parkplatz am Visitor Center zu erreichen. So entscheiden wir uns, direkt zu unserem Auto zu laufen. Der gebuchte Campingplatz verfällt leider. Möglichkeiten zur Stornierung gibt es hier nicht. Da die Infrastruktur im Nationalpark von privaten Firmen gemanaged wird, steckt da ein profitables Geschäft dahinter. Naja, wir laufen knapp 20 km und freuen uns einfach nur auf ein kleines bisschen Komfort in unserem Camper. Auch wenn wir keine frischen Sachen im Kühlschrank haben, sind unsere Konserven eine willkommene Abwechslung. Micha zaubert ein perfektes 3-Gänge Menü. Natürlich mit Weinbegleitung. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie gut es schmeckt!
Am Visitor Center erkundigen wir uns nach der aktuellsten Wettervorhersage. Die ist in Patagonien zwar eher für das gute Gefühl, informiert zu sein, aber zumindest eine Tendenz lässt sich ableiten. Angeblich wird es am nächsten Tag perfekt! Nur eine leichte Bewölkung, nicht zu niedrige Wolkenuntergrenze. Das klingt nach guter Sicht auf die imposanten Torres. Wir wollen so früh wie möglich am Mirador oben sein. Vom Visitor Center sind es angeblich 4 Std 15 min Gehzeit. Unser Plan ist, um 3 Uhr nachts aufzubrechen. Das wird zwar bei Weitem nicht zum Sonnenaufgang um 4:51 Uhr reichen, aber wir hoffen, auf wenig Verkehr auf dem Wanderweg. Die paar Stunden Schlaf, die uns bis zum Aufbruch bleiben, sollen uns wohl nicht vergönnt sein. Mal wieder ist eine Party im Visitor Center. Weihnachtsfeier der Mitarbeiter oder was auch immer. Wir haben echt Glück... Naja, so kommen wir wenigstens pünktlich los. Mit Stirnlampen auf dem Kopf ziehen wir los. Ganz schön spooky, wohlwissend, dass in der Gegend Pumas leben. Nach etwa 2 Stunden erreichen wir das Refugio Chileno im gleichnamigen Tal. Und schon bald kommen uns die ersten Leute entgegen, die wohl zum Sonnenaufgang oben waren. Wir erreichen die Lagune vor den drei Türmen gegen 6:30 Uhr. Das Licht ist noch wunderschön und die Sonne lässt das Granitgestein golden leuchten. Die bizarren Felstürme, obwohl in direkter Nähe zu den Anden gelegen, haben geologisch eine gänzlich andere Entstehungsgeschichte. Die Bergkette entstand aus Aufwölbungen von insgesamt drei Magma-Auswürfen unter dem Sediment des Meeresbodens. Das Sedimentgestein ist heute als dunkle Schicht auf den mächtigen Felsspitzen ganz oben zu sehen. Korrosion durch Gletscher, Wind und Wetter brachte das Bergmassiv in seine heutige, spektakuläre Form.
Der Name des Torres del Paine beinhaltet mit „Paine“ das Wort der Ureinwohner für „himmelblau“. Übersetzt heißt der Nationalpark also „Türme des blauen Himmels“. Oben auf 870m fühlt es sich frühmorgens a...kalt an. Wir ziehen alles an, was wir dabei haben. Micha schießt die Fotos, so schnell wie möglich. An eine Brotzeit hier oben ist nicht zu denken. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie manche hier klettern können. Kaum machen wir uns auf den Rückweg, kommen uns unzählige Menschen entgegen. Die meisten Tagestouristen treffen gegen 8 Uhr am Visitor Center ein und machen sich dann auf den Weg. Ich bin nicht sicher, ob alle die gut 800 Höhenmeter packen. Der Mirador schließt um 16 Uhr. Dann sorgt ein Parkranger dafür, dass alle Besucher den Ort verlassen. Wir sind gegen 10:30 Uhr wieder an unserem Auto. Jetzt ist der O-Trek offiziell beendet. Unsere Füße und der Rücken sind sehr froh. Und wir freuen uns auf ein paar erholsame Tage in der Puerto Natales. Dann machen wir auch Pläne für die Weiterreise. Seid gespannt!
Hier noch ein Tipps und Fakten zum Trekking im Torres del Paine Nationalpark. Die Informationen, die man im Internet findet, sind zwar umfangreich, aber oft widersprüchlich und entsprechen nicht ganz der Realität. Darum teile ich meine Erfahrungen:
Die Highlights des Parks sind meiner Meinung nach der Grey Gletscher und natürlich die Torres del Paine. Letztere sind auch für Tagestouristen zugänglich. Die bekanntesten Mehrtagestouren sind der O-Trek, der die Bergkette umrundet, und der W-Trek, der nur die Südwestseite abdeckt. In beiden Konstellation erreicht man die drei bekannten Miradores: den Mirador Grey, den Mirador Britannico und den Mirador Base Las Torres. Allerdings kann der Mirador Grey bei Weitem nicht mit den Blicken vom John Gardner Pass auf das patagonische Eisfeld mithalten.
Für Trekkingtouristen besteht die Möglichkeit in Refugios oder im Zelt zu schlafen. Für beide Varianten kann man die Ausrüstung (Schlafsäcke, Isomatte, Zelt) vor Ort mieten. Preislich macht das natürlich einen enormen Unterschied.
An allen Übernachtungsplätzen gibt es Minimarkets, um nötigste Dinge (z.B. Zahnbürste, Kekse, Nudeln) zu kaufen. Zudem kann man Verpflegung (Frühstück, Lunchpaket, Abendessen) dazubuchen.
Die Übernachtungsplätze werden von zwei unterschiedlichen Firmen verwaltet, die auf dem O-Trek von Vertice, die anderen von FantasticoSur. Letztere sind preislich noch einmal deutlich teurer (mehr als 50%), was Unterkunft und Verpflegung anbelangt. Jede Firma hat ihr eigenes (nicht sehr benutzerfreundliches) Buchungssystem, was die Reservierungen sehr aufwendig gestaltet. Verschiedene Plattformen bieten firmenübergreifende Buchungen an. Aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit und den vorgefertigten Reihenfolgen ist es allerdings auch keine wirklich gute Lösung.
Dem ganzen Aufwand kann man sich entziehen, wenn man mit einem Touranbieter bucht. Die verdient natürlich mit. Die Agenturen bieten auch Pakete mit Guides und Portadores (Gepäcktransport) an. Im Vergleich zu unserer selbstorganisierten Tour mit eigenem Gepäck zahlt man etwa das 10fache.
Die Verfügbarkeit online ist über Monate im Voraus sehr begrenzt. Zwei Wochen zuvor, allerdings, geben viele Agenturen und Touranbieter ihr Restkontingent frei. So ergeben sich gute Chancen für Kurzentschlossene.
Offiziell heißt es, alle Übernachtungsplätze müssen vorausgebucht werden, um auf den Trek starten zu dürfen. Bei uns hat es niemand kontrolliert. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass bei fast allen Campingplätzen (mit eigener Ausrüstung, wohlgemerkt), kurzfristig over-flow Plätze frei waren. Einzig bei den Campingplätzen Dickson, Los Perros und Grey wird man ohne Reservierung weggeschickt.
Die Eintrittskarten für den Park müssen vorher online gekauft werden und werden an unterschiedlichen Rangerstationen geprüft.
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