Jetzt ist es höchste Zeit, unser Expeditionsmobil mal vollumfänglich zu testen. Bisher sind wir nur gefahren... Und wenn wir schon testen, dann machen wir das gleich unter extremen Bedingungen, um die Wintertauglichkeit zu checken. Wo ginge das besser als in Livigno, wo gerade bis zu -15 Grad nachts sind.
Die Snowboards packen wir in die Heckbox und los geht's. Die Pässe sind für den 3,5 Tonner kein Problem, wir müssen uns nur noch etwas an die reduzierte Reisegeschwindigkeit gewöhnen. Wir haben uns auf dem Camping Acquafresca einquartiert. Dort angekommen, bauen wir unser Expeditionsmobil auf. Das gehört hier dazu, denn nur so können wir die Kabine nutzen. Das Aufbauen ist noch etwas mühsam für uns. Hoffentlich kriegen wir das mit mehr Übung deutlich schneller hin. Den Landstrom nutzen wir nicht - schließlich wollen wir ja wissen, wie autark wir mit unserer Versorgungsbatterie sind. Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch Livigno geht's zurück zum Campingplatz.
Wir heizen erstmal gut ein. Für die Standheizung, die mit Diesel läuft, sind die Temperaturen kein Problem; innerhalb von kurzer Zeit, ist es kuschlig warm. In der Nacht schlafen wir ohne Heizung - ein großer Fehler, wie wir bald feststellen. Das Fahrzeug kühlt innerhalb von kürzester Zeit aus. Unsere Schlafsäcke sind für solche Temperaturen gemacht, trotzdem ist die Nacht nicht sehr angenehm. Schlimmer aber noch: morgens sind die Innenwände gefroren und die Wasserleitungen funktionieren nicht mehr. Oh je! Das geht ja gut los. Wir lassen die Standheizung tagsüber durchlaufen und schließen den Landstrom an, damit unser Boiler versorgt wird. Immerhin ist Sonne pur angesagt. Die genießen wir jetzt erstmal draußen bei einer kleinen Tour. Wir fahren mit dem kostenlosen Shuttle auf den Passo d'Eira. Von dort steigen wir ein Weilchen in Richtung Monte della Neve auf und fahren dann über's Skigebiet ab. Das reicht uns für den Einstieg. Zurück am Camper erwarten uns angenehme Innentemperaturen. So lässt es sich aushalten. Und auch die zweite Nacht wird deutlich komfortabler.
Trotz durchgehendem Heizen gefriert uns allerdings der Abwassertank ein. Es ist wie verhext... Jetzt kommt zwar Wasser aus der Leitung, aber es fließt nicht ab. Und so muss ich wohl oder übel zum Abspülen raus. Gut, dass wir einen Campingplatz mit allem Drum und Dran haben.
Heute haben wir uns einen der wohl bekanntesten Freerides in Livingo vorgenommen, den Pizzo Cantone (2.904 m) - oder zumindest einen Teil davon. Immerhin sind es an die 1.000 Höhenmeter - kein Pappenstiel auf Schneeschuhen und Snowboard auf dem Rücken. Das Wetter ist wieder perfekt. Strahlender Sonnenschein und kein Lüftchen. Teilweise fast zu warm zum Aufsteigen. Wir schaffen es bis auf ca. 2.750 m. Das gibt eine herrliche lange Abfahrt. Nur leider ist der Schnee richtig schwer zu fahren. Ich habe alle Mühe mich auf dem Board zu halten. Aber Hinfallen ist die schlechteste Option, denn das Aufstehen im Tiefschnee kostet am allermeisten Energie. Immer locker bleiben und laufen lassen, rät mir Micha :-) In Summe ist es allerdings ein richtig guter Freeride, den wir uns auf jeden Fall merken.
Jetzt haben wir uns schön langsam "eingecampt". Die Abläufe im Camper formen sich und wir sind deutlich entspannter. Mit regelmäßigem Lüften kriegen wir auch das Eis, das sich trotz Standheizung nachts an den Kältebrücken bildet, einigermaßen in den Griff. Und am nächsten Tag ist schon wieder Abreise. Wir machen Hugo abfahrbereit und planen noch eine kleine Tour, die auf dem Heimweg liegt. Leider springt der Toyota nach vier Tagen in der Kälte etwas schwer an, und beim Fahren merken wir, dass irgendwas nicht stimmt. Er zieht kaum und ruckelt extrem. Das kennen wir so gar nicht von unserem robusten und zuverlässigen Toyota. Wir versuchen es mit Allrad... als auch das nicht hilft, dämmert es uns, dass wohl der Diesel durch die extreme Kälte versulzt ist. Wir haben immer noch einen Teil Sommerdiesel im Tank. Das Auto nimmt es uns gottseidank nicht ganz so übel und, nachdem der Motor und die Leitungen warm sind, läuft alles wieder rund. Puh!
Jetzt schnallen wir uns nochmal das Snowboard auf den Rücken und auf geht's Richtung Monte Rocca. Ein schöner offener Hang mit idealer Neigung. Heute ist es etwas windig und wolkig. Als es dann zu unangenehm wird, fahren wir ab. Immerhin haben wir etwas mehr als 500 Höhenmeter geschafft. Die Abfahrt ist deutlich entspannter als gestern, der Schnee ist viel einfacher zu fahren. Nur die Bäume machen mir etwas zu schaffen - aber da muss ich durch, im wahrsten Sinne :-)
Jetzt geht's zurück nach Chiavenna. Mensch, die 35m² Wohnung ist auf einmal so groß! In Summe ein sehr gelungener Start mit unserem Expeditionsmobil mit steiler Lernkurve! Ich freu mich schon auf den nächsten Trip ...
Hier noch eine kleine Impression von unseren Freeride Touren in Livigno:
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