Schon seit einiger Zeit wollen wir im Valchiavenna eine Mehrtageswanderung machen; die endlosen, dünnbesiedelten Bergrücken und Täler ziehen uns magisch an. Und so planen wir eine Tour in 5 Etappen, die uns von Piuro nach Madesimo führt. Auf dem Weg sind meist Biwaks oder bewirtete Schutzhütten zum Übernachten, nur für die erste Nacht nehmen wir uns ein Zelt mit. Das fällt natürlich beim Gepäck ganz schön ins Gewicht, aber 2.300 Höhenmeter an einem Tag trauen wir uns einfach nicht zu.
In den Nächten davor hat es noch gewittert und wir beobachten gespannt die Wettervorhersage. Es scheint stabil zu sein für die kommenden Tage. Los geht's! Wir starten an den Wasserfällen von Acquafraggia, die wohl zu den schönsten in Italien gehören (sogar George Clooney hat hier angeblich schon gebadet; leider war ich da nicht dabei :-().
Das erste Stück bis zum Rifugio Savogno kennen wir schon, von einer kleinen Tagestour. Von da aus geht es allerdings noch weiter hinauf. Wir haben uns als Übernachtungsstation die Alpe Ponciagna ausgesucht, wo wir unser Zelt aufschlagen. Ein sehr schönes Fleckchen! Und sogar fließendes Wasser gibt's.
Am nächsten Tag haben wir weitere 600 Höhenmeter vor uns. Ziel ist das Biwak Chiara e Walter auf dem Passo di Lei. Wir kommen zunächst an den Lago di Acquafraggia, wo die gleichnamigen Wasserfälle entspringen.
Dann geht es den Pass hinauf. Ab 2.300 m ist die Schneedecke noch geschlossen. Gut, dass wir Schneeschuhe dabei haben. Dennoch ist der Aufstieg echt hart. Der Weg wird immer steiler und der Schnee rutschiger, je mehr die Sonne drauf scheint. Schließlich erreichen wir das Biwak und ein netter Italiener, der schon dort ist, bietet uns einen Tee an. Was für ein schöner Willkommensgruß! Die Aussicht ist absolut atemberaubend. Wirklich einer der schönsten Orte, an denen ich je gewesen bin.
Am nächsten Tag geht's auf der anderen Seite den Pass hinunter. Glücklicherweise ist der Weg nicht ganz so steil, wie auf der anderen Seite. Und so machen wir uns - zunächst mit Schneeschuhen - nach unten zur Alpe Pian del Nido. Jetzt haben wir uns eine Pause verdient. Das letzte Stück dieser Etappe geht am Stausee Lago di Lei entlang; allerdings sind es ca. 10 km. Das zieht sich! Endlich erreichen wir das Rifugio Baita del Capriolo. Nach einer kurzen Dusche gibt's schon Aperitif und Abendessen. Das tut soooo gut!
Die vierte Etappe führt uns über die Schweiz und den Passo Niemet zum Rifugio Bertacchi. Der direkte Weg über den Passo di Sterla wäre laut Hüttenwirt zu der Jahreszeit noch nicht machbar - zumindest nicht mit unserer Ausrüstung. Wir wandern also erstmal nach Innerferrera (CH) und nehmen dann nach einer kleinen Stärkung den Pass in den Angriff. Gegen Spätnachmittag erreichen wir ihn und überqueren die Grenze nach Italien. Die Hütte ist schon in Sicht und nur 30 Minuten später werden wir vom Hüttenwirt Luigi und seinem Hund Taurus herzlich begrüßt. Am nächsten Tag haben wir nur noch eine kurze Etappe vor uns. Gottseidank, denn das Wetter dreht wieder und Regen zieht auf. Wir laufen nach Madesimo und nehmen dann den Bus nach Chiavenna.
Wir sind zwar echt platt, die Füße tun weh und ich habe blaue Flecken an den Schultern vom schweren Gepäck. Aber wir sind uns jetzt schon sicher, dass es nicht unsere letzte Mehrtagestour war. Und das Valchiavenna bietet da unendliche Möglichkeiten :-)
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