Klettern in Portugal, nichts für Weicheier #DeepWaterSoloing
Kayaking mit karibischen Flair in Portugals Naturschutzgebieten
Wandern im Süden Portugals entlang der Rota Vicentina, einem der schönsten Küstenwanderwege der Welt
Surfen in den unzähligen Buchten rund um Sagres, ganz im Süden Portugals, ohne überfülltes Lineup
Nach unserem Heimatbesuch Ende April hatten wir schon unser nächstes Projekt im Visier - Portugal. Wir hatten vor, 6 Wochen die wilde Atlantikküste zu erkunden und zu surfen. Die ca. 2.500 km von Chiavenna an den Südzipfel Portugals sind wir relativ zügig in 5 Tagen gefahren - so schnell es halt mit einem Expeditionsmobil, das sich vor allem offroad wohlfühlt, geht. Und wir wollten natürlich nicht den ganzen Tag im Auto sitzen. Für unsere Stopps hatten wir entweder einen Campingplatz oder den ein oder anderen Park4Night gefunden. Ein Highlight war definitiv dieser Platz mit beidseitigem Seezugang in Südspanien. Hier hat sich auch unser Offroadtraining mit Hugo bezahlt gemacht. Jetzt wissen wir wenigstens, was unser Auto alles kann.
Die ersten Wochen sind wir an der Algarve, südlich von Lissabon. Das Wetter ist mega, bei viel Sonne und ca. 25 Grad. Sehr angenehm, kann man nur sagen. Abgesehen vom Wind, der vor allem an den ersten Tagen echt extrem ist. Dass es windig werden würde, war mir bewusst. Und Wind mag ich ja so gar nicht... Schon am ersten Tag kaufe ich mir eine Sonnenbrille mit Windschutz.
Bei Sagres soll man auch hervorragend klettern können. Im Internet gibt es wenig konkrete Information zu Kletterrouten, aber schließlich finden wir die Koordinaten für eine Wand mit Routen ab 6a. Einfacher geht es hier wohl nicht. Normalerweise schaffen wir solchen Routen nur mit Top-Rope. Wie sieht es wohl im Vorstieg aus? Schon unten an der Wand verlässt uns der Mut. Die Wand ist komplett im Schatten und durch die Witterung rutschig, zudem pfeift der kalte Wind um die Ohren. Die Abstände der Sicherungshaken machen es auch nicht besser. Keine guten psychischen Voraussetzungen. In der lokalen Bar "Dromedario" gibt es wohl noch mehr Informationen zum Klettern in der Gegend, allerdings sehen wir schnell ein, dass das Gebiet im permanenten Überhang wohl noch eine Nummer zu groß für Anfänger im Sportklettern ist. Die Schwierigkeitsgrade sind zu hoch, die meisten Routen sind für Trad Climber ausgelegt und es gibt viel DWS (Deep Water Solo) Routen. Anm. der Red. für Nicht-Kletterer: Die Route ist am Felsen über dem Meer und statt einem Seil als Sicherung gibt's das Wasser :-) - ganz cool, wenn da nicht die Wellen wären, die gegen die Felsen rauschen.
Aus dem Grund machen wir uns auf nach Roncha de Pena - eines der größten Klettergebiete in Portugal. Hier gibt es auch Routen ab 4c. Das Gebiet ist im Landesinneren und auch bei Wanderern beliebt. Wir bleiben hier 2 Tage und toben uns aus. Als Übernachtungsplatz haben wir einen wunderschönen Ort mit Ausblick gefunden. Hier macht sich mal wieder unser geländegängiges Fahrzeug bezahlt.
Jetzt zieht es uns wieder an die Küste - diesmal ein Stück weiter im Osten. Wir steuern den Naturpark Ria Formosa an, in der Nähe von Faro. Die Lagune ist ein System von vorgelagerten Inseln, die durch sechs Buchten mit dem Meer verbunden sind. Im Naturpark selbst gibt es schöne Wanderwege, von denen man eine herrliche Aussicht hat und nebenbei Vögel beobachten kann.
Am nächsten Tag mieten wir uns frühmorgens ein Kajak und paddeln die vorgelagerten Inseln an. Da sie aus Sand sind, verändern sie ständig die Form und durch die Gezeiten sind sie mal besser, mal schlechter zu erreichen. Wir genießen die Ruhe der Vorsaison und die verhältnismäßig ruhige See der Südalgarve. Auf dem Weg Richtung Westen nehmen wir noch die Ponta de Piedade bei Lagos mit. Eine sehr schöne Felsformation an der Küste mit Buchten, Höhlen und Grotten.
Wir haben auch von der Rota Vicentina gehört. Der sog. Fishermens' Trail führt in 13 Etappen entlang der Küste der Algarve über Klippen und Buchten und soll einer der schönsten Küstenwanderwege der Welt sein. Gut, dass wir unsere Trailrunning Schuhe eingepackt haben. Wir nehmen die Etappe von Salema nach Sagres, ca. 18 km, in Angriff und sind total geflasht. Die portugiesische Küste ist unglaublich wild und grün, ein Traum. Wir sind so begeistert, dass wir sogar planen noch zwei weitere Etappen an der Westküste zu laufen. Macht Euch selbst ein Bild davon.
Natürlich haben wir uns auch nach einigen Jahren Abstinenz im Surfen versucht - unser ursprüngliche Anreiz, nach Portugal zu kommen. Die Küsten hier sind tatsächlich ein Traum für jeden Surfer. Für Anfänger ist allerdings nicht jeder Strand geeignet...bei unserem 1. Versuch am Praia do Telheiro haben wir gleich Alles mitgenommen, was die Moral des Surfanfängers demoliert. Wir sind von einer heftigen Unterströmung auf Riffe abgetrieben worden, haben 2 mal eine lange Waschmaschine* durchlaufen, um dann völlig entkräftet auf einer Welle über dem Riff herauszusurfen. Zu unserem Glück hatten wir nur leichte Schürfwunden. Das hätte auch ganz anders ausgehen können.
*Falsches Timing beim Anpaddeln oder verpasstes Abtauchen führt dazu, dass die Welle über Dir bricht und Dich kreuz und quer durchs Wasser zieht. In der Zeit verliert man jegliches Gefühl für unten und oben und hofft einfach nur, dass man weder das eigene Brett an den Kopf bekommt, sich mit der Leash stranguliert oder auf Felsen schlägt, bevor man irgendwann je nach Kraft und Größe der Welle wieder ausgespuckt wird.
Wir bleiben dran und berichten in den nächsten Blogs ausführlich über unsere Fortschritte. Ein Surfbrett und Wetsuits gehören schon zu unserer Ausrüstung :-)
Comments