Platz ist Mangelware - eine Wohnung auf 6 m² erfordert ein gut durchdachtes Packkonzept und natürlich Kompromisse
Wer braucht schon eine Axt an Bord? Ungewöhnliche Einsatzzwecke rechtfertigen das ein oder andere Tool
Und ihr habt wirklich nur 8 Paar Schuhe zu zweit dabei? Wie geht denn das?
Als wir unser Auto für die Verschiffung vorbereitet und gepackt haben, haben wir uns natürlich viele Gedanken über das Gepäck gemacht. Der Stauraum ist begrenzt und zudem sollte das Auto nicht überladen sein. Einmal wegen der 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht (wobei wir bis jetzt nie darauf kontrolliert wurden. Und zudem wissen wir selbst gar nicht, was wir voll beladen wiegen), aber auch, um das Fahrzeug nicht zu stark zu belasten. Schon allein, wenn unsere Tanks (200 Liter) und die Wasserkanister (110 Liter) voll sind, kommt einiges an Gewicht zusammen.
Wir haben den Fokus tatsächlich auf Equipment gelegt; Ausrüstung für unsere zahlreichen Hobbies, die wir unabhängig von irgendwelchen Verleihen an beliebigen Orten machen wollen. Dazu gehört
ein Surfbrett. Das transportieren wir auf unserem Dach, befestigt mit Rätschengurten. Plus ein Neoprenanzug für jeden von uns. Gleich in unseren ersten Wochen auf Reisen, in Uruguay, haben wir die Chance genutzt und waren am wunderschönen Punto del Diablo surfen. Obwohl es ein "offizieller" Surfstrand ist, war sowohl die Surfschule als auch jegliche Verleihe saisonbedingt geschlossen. (Anm.d. Red.: Es war Winter, Wassertemperatur 13 Grad). Danach hat uns unsere Route zunächst nach Patagonien geführt, wo es keine Gelegenheit zum Surfen gab. Erst auf der Höhe von Santiago de Chile, in Maitencillo, haben wir das Surfbrett „reaktiviert“. Allerdings war es schon Herbst, auch hier war das Wasser nicht viel wärmer. Wir hoffen auf einen ausgedehnten Einsatz in Mexiko bei karibischen Temperaturen :-)
ein Wanderkajak. Wir haben ein aufblasbares Kajak dabei, für drei Personen. Warum drei? Das nutzen wir für Touren auf Flüssen, Seen oder dem Meer, manchmal auch für Overnight Trips mit Zelt, Schlafsack etc. Das Gepäck hat dann nur auf dem dritten Sitz Platz :-)
Kletterausrüstung. Vor einigen Jahren haben wir das Sportklettern für uns entdeckt und bisher meist in Italien praktiziert. Dennoch darf die Ausrüstung natürlich nicht fehlen. Nicht nur zum Klettern - Seil und Klettergurt ist auch für das ein oder andere Trekking sinnvoll. So hatten wir beispielsweise auf dem Huemul Trek in El Chalten einige Flussquerungen mit Tirolesas (Seilrutschen) vor uns. Da hat sich die Ausrüstung schon bewährt. Und spätestens ab der Region Mendoza, in Argentinien, gab es auch einige Kletterspots für uns.
Wanderschuhe. Logisch. Das darf natürlich nicht fehlen. Gefühlt haben wir die Wanderschuhe, zumindest in Patagonien jeden dritten Tag an. Und wir haben nicht nur unsere „Sommer-Wanderschuhe“ an Bord, sondern auch Bergsteiger Stiefel, die wir zusammen mit Steigeisen nutzen können. Auch wenn unsere Expedition auf’s Campo Hielo do Sur in El Chalten sich leider nicht realisieren ließ, so haben wir doch ab und an die Steigeisen auf Gletscherpassagen genutzt. Der Eispickel hat bis jetzt noch keinen Einsatz gefunden…
Zelt, Schlafsäcke, Isomatten, sowie alles was für Mehrtagestouren dazu gehört: große Rucksäcke, Taschenlampen, Outdoor-Geschirr etc. In Patagonien waren sogar die meisten unserer Wanderungen mehrtägig. Wir lieben solche Trekkings, weil man da an noch weniger frequentierte Orte kommt und richtig "eins" mit der Natur werden kann. Für Micha als Fotograf spielt natürlich auch die beste Fotografie-Zeit eine Rolle. Und die ist eben früh morgens oder spät abends. Bei einer Tagestour meist nicht zu realisieren. Wir hatten unglaubliche Übernachtungsplätze mit dem Zelt, z.B. am Rande des Viedma Gletschers, den wir zum letzten Tageslicht bestaunen konnten (>>> hier geht's zum Blog).
Jetzt mal abgesehen von der Ausrüstung, ist das natürlich längst nicht alles, was wir dabei haben. Fangen wir mal mit den „banalen Sachen“ an, die jeder im Alltag braucht.
Klamotten für alle Jahreszeiten und Wetterlagen, mit Fokus auf Funktionalität. Jeder hat zwei Schubladen in unserem Kleiderschrank bekommen. Da kommt alles rein, was aktuell im Gebrauch ist. Zusätzlich gibt es eine Kiste für jeden von uns, wo weitere Klamotten gelagert sind. Ehrlicherweise hat die Ausstattung bis jetzt Dicke gereicht – und das, obwohl wir nur alle 3-4 Wochen waschen. In der Regel tragen wir funktionelle Sachen. Viel Streetwear ist nicht im Kleiderschrank. Vielleicht Jeans oder ein Paar Sneakers für einen Städtetrip, mehr aber nicht. Meine Cocktailkleider sind zu Hause geblieben. Wir werden aber auch äußerst selten auf Veranstaltungen mit Dress-Code eingeladen :-)
Küchenausrüstung, Teller, Töpfe etc. Natürlich auch hier, auf das Nötigste beschränkt. Gäste können wir nicht bewirten bzw. sie müssen ihr eigenes Weinglas mitbringen :-) Was sich sehr bewährt hat, ist das Matetee Set, das wir uns direkt bei der Ankunft in Uruguay zugelegt haben. Vor allem Micha ist großer Fan der südamerikanischen Zeremonie.
Badutensilien, wie Duschgel, Bodylotion und Haarfön. Dazu brauche ich wohl nicht mehr erklären.
Ebenfalls im Bad verstaut, ist unsere Reiseapotheke. Wir haben uns vorab bei unserem Hausarzt in Deutschland erkundigt und „einmal von allem“ dabei. Dazu gehören natürlich so profane Dinge, wie Pflaster & Verbände, Kopfwehtabletten, Medizin gegen Durchfall, Blasenentzündung und Halsweh. Aber auch ein Breitbandantibiotikum und (sehr starke) Schmerzmittel sind an Bord. Wir waren bisher auf unserer Reise aber so gesund, dass wir kaum etwas gebraucht haben – toi toi toi! Besondere Orte erfordern dann natürlich noch weitere Medikamente, wie z.B. eine Malaria Prophylaxe (für das Amazonas Gebiet) oder aber Tabletten gegen Seekrankheit (für die Antarktis-Reise).
Unser Hand-Staubsauger. Ein Wahnsinnsgerät. So klein und doch soviel Power. Und nicht nur zum Sauber machen - auch bei der Moskito Jagd im brasilianischen Dschungel hat er sich bewährt. Einfach die Innenwände vor dem Schlafengehen absaugen und schon ist „Ruhe im Karton“ ohne lästige Blutflecken an der Wand.
Gadgets. Das ist ganz viel nützlicher Krimskrams, wie Kleber, Silikon, Klettverschlüsse, Haken, Drähte, Schrauben, Wäscheklammern, Gummis etc. Solche Sachen finden immer einen Einsatz – allerdings oftmals einen anderen, als für den man sie an Bord hat. Dennoch, bei den zahlreichen Reparaturen Gold wert. Ob lose Nummernschilder, eine Lösung zur Ladungssicherung oder ein Weinflaschen-Halter – wer autark sein will, wird kreativ :-)
Die klassische Camping Ausrüstung darf natürlich nicht fehlen. Sprich Stühle und Tisch für draußen und aufblasbare Sessel zum Chillen. Ebenso ist ein Gas-Grill dabei – leider nur kompatibel mit Gaskartuschen von Campinggaz, die es in Südamerika nicht nachzukaufen gibt. Bisher sind wir allerdings noch versorgt und konnten schon das ein oder andere Mal Fisch brutzeln. Micha nutzt den Grill auch gerne für Brot. Da wir keinen Backofen haben, ist der Grill eine gute Alternative, um leckeres Fladenbrot zu backen.
Für Lagerfeuerabende haben wir auch Axt und Säge dabei. Die Tools sind allerdings nicht nur zum Holzhacken nützlich, sondern auch, um Dschungeltracks von Lianen, Ästen und sonstigem Gestrüpp frei zu machen :-)
Unser Auto ist nicht nur unser Fahrzeug, sondern auch unsere Wohnung. Dementsprechend kümmern wir uns gut darum. Wir haben diverse Ersatzteile an Bord, z.B. Dieselfilter und andere Verschleißteile, die regelmäßig getauscht werden müssen. Dazu Abschmierfett für die Gelenke, Elektrokabel, Schrauben und vieles, was gebraucht werden könnte. Bisher hatten wir mit unserem Fahrzeug viel Glück – oder einfach richtig investiert, in einen soliden Toyota Landcruiser. Größere Reparaturen sind nie angefallen. Dennoch ist es schon allein für das gute Gewissen sinnvoll, einen gut sortierten Werkzeugkasten und ein Reifenreparaturset dabei zu haben. So etwas wie Motoröl und Bremsflüssigkeit versteht sich natürlich von selbst. Solche Sachen bekommt man aber auch an jeder – wirklich jeder – Tankstelle.
Im Motorraum haben wir einen Kompressor verbaut. Sehr sinnvoll, um den Reifendruck zu kontrollieren oder aber diesen vor Offroad-Strecken zu regulieren. Und er hat sich auch bewährt, um unser Kajak aufzupumpen :-)
Zuletzt kommt das wohl Offensichtliche für Euch Leser – die Fotoausrüstung und die Laptops. Da wird als Fotograf natürlich nicht gespart. Micha hat so ziemlich alles dabei, was er besitzt. Macht ja auch Sinn, denn er braucht es da, wo er ist. Wie ihr an unserer Webseite sehen könnt, lohnt sich jedes einzelne Objektiv! Und damit wir flexibler an unserem Blog arbeiten können, ist seit einigen Monaten nun auch ein Starlink an Bord (>>> hier geht's zum Starlink-Beitrag)
Und was ist nun „umsonst“ an Bord? Gute Frage. Bisher tatsächlich nichts. Alles, bis auf ein paar Klamotten, kam zum Einsatz. Und meine Strandkleider haben dann hoffentlich spätestens in Richtung Mittelamerika ihre Daseinsberechtigung :-)
Ihr Zwei ! Ich denke jedes Mal an euch, wenn ich an eurem ehemaligen Haus vorbeijogge, gehe, laufe, radle und frage mich, wo ihr jetzt wohl seid. Jetzt ist ja die Welt euer Zuhause. In Gedanken bin ich oft dabei und hoffe weiter auf spannende Berichte. Bleibt gesund und fröhlich! forest-runner@web.de