Nach ein paar Tagen kulinarischen und kulturellen Highlights in Krakau geht's los zur Hohen Tatra. Das kleinste Hochgebirge Europas wollen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen. Wir planen, es in 5 Tagesetappen überschreiten und haben uns den Weg dazu vorher rausgesucht. Einige Wochen vorher, als die weitere Route ungefähr feststand, versuchen wir, Hütten zu reservieren. Gar nicht so einfach, denn die Region ist anscheinend ziemlich beliebt bei den Osteuropäern. So haben wir für die erste Nacht nur eine Notunterkunft (dazu später mehr), für die vierte Nacht noch gar keine Lösung. Zelten kommt auf jeden Fall nicht in Frage, denn das ist im Nationalpark strengstens verboten und wird hart bestraft (mit bis zu 2.000 €); das riskieren wir lieber nicht. Aber wie immer, kommt eh alles anders...
Am Abend vor unserer ersten Etappe treffen wir uns mit Sandra und Steffen, Freunden aus Deutschland, die gerade zufällig in Slowenien Urlaub machen. Und so verbringen wir einen geselligen Abend auf dem Campingplatz im slowakischen Paradies. Nicht gerade förderlich für unsere Leistungsfähigkeit am nächsten Tag.
Dennoch starten wir gegen 9 Uhr. Die ersten Höhenmeter schenken wir uns und nehmen von Tatranská Lomnica die Gondel zur Mittelstation. Dann sind es nur noch ca. 500 Höhenmeter - eigentlich ein Klacks für uns. Aber irgendwie macht uns die Etappe zu schaffen. Wir kommen am frühen Nachmittag in der Teryho Hütte an, wo wir übernachten. Ein wunderschöner Ausblick wartet auf uns.
Der Abend wird allerdings lange und wir vertreiben uns die Zeit abwechselnd mit Scrabble spielen und Sternegucken. Die Notunterkunft bedeutet, dass wir auf dem Boden des Aufenthaltsraums schlafen - mit weiteren knapp 20 schnarchenden Osteuropäern. Zum Abendessen gab es u.a. traditionelle Knoblauchsuppe, was den Komfort noch etwas schmälert. Die Wandergenossen trinken und feiern, bis der Wirt um Punkt 22 Uhr die Bar schließt, dann bekommen wir unsere Matratzen und dürfen bis 6 Uhr schlafen. Erholsam ist anders...
Etwas gerädert starten wir am nächsten Morgen um 7 Uhr. Die zweite Etappe scheint etwas länger... wir haben zwei Pässe vor uns. Der erste liegt direkt vor der Haustür. Schon nach etwa einer Stunde endet der Pfad an einem Hang, der nur mit einer Eisenkette gesichert ist. Da geht's rauf? In Deutschland würden die sowas Klettersteig ne
nnen und Eintritt verlangen. Naja, wir haben ja keine Wahl. Anders als auf der ersten Etappe begegnen wir kaum jemandem. Irgendwie quälen wir uns hinauf und schließlich auf der anderen Seite wieder hinunter. Ein Wanderstock geht dabei verloren - egal. Gegen Mittag erreichen wir eine Hütte und machen Pause. Das Schlimmste scheinen wir hinter uns zu haben. Denkste! Das Wetter wird schlechter. Es zieht Nebel und leichter Regen auf. Das macht das Gestein mit Moos rutschig wie Schmierseife. Und uns erwartet noch so ein Pass wie der erste. Wir steigen ohne jegliche Sicht hinauf und sehen oben einfach nur eine Eisenkette, die steil ins Nichts nach unten führt. Echt jetzt? Das ist uns dann doch zu gefährlich ohne Sicherung. Wir entscheiden umzudrehen. Die Frage ist nur, wohin... die Hütten sind restlos ausgebucht. Und für die zweite Nacht haben wir sogar ein recht gehobenes Berghotel gebucht, das wir nicht verfallen lassen wollen. Aber erstmal runter von der Gefahrenzone. So gehen wir den kompletten Weg zum Auto zurück. Kurz bevor es dunkel wird, sind wir endlich da. Für Micha's Knie war das zu viel und er hat starke Schmerzen. Immerhin kann man das Hotel Sliezky Dom sogar mit dem Auto anfahren, gegen eine kleine Gebühr für ein Permit. Was soll's - wir haben Hunger und sind müde! Am nächsten Morgen müssen wir uns erstmal sammeln. Die geplante Tour wird so nichts. Erstens ist Micha's Knie im A... und zweitens wollen wir uns auf der Route keinen Pass mehr antun. Wie kann man das als Wanderweg bezeichnen? Wir entschließend, die Hütte, die wir für die dritte Nacht gebucht haben und natürlich auch nicht mehr kostenlos stornieren können, mit dem Shuttle anzufahren. Da die Hohe Tatra so klein ist, kommt man an jeden Punkt auch gut in kurzer Zeit vom Tal aus hin. Immerhin haben wir für die vierte Nacht noch nichts gebucht.
Nächtliche Ausflüge und Sternenfotografie waren dann trotz verletztem Knie noch drin.
Und so schließen wir mit der Hohen Tatra ab und gönnen uns erstmal eine kleine Auszeit an einem ruhigen Campingplatz. Unser Fazit: Das Hochgebirge ist zwar wunderschön, aber total überlaufen. Gefühlt, ist ganz Polen und Slowenien zu den Ferienzeiten dort. Wir freuen uns jetzt schon auf die unendlichen Weiten der rumänischen Karpaten.
Kommentarer