Sandboarden die zweite - unterwegs auf den Dünen von Huacachina
Paracas - raues Klima, unberührte Strände
Auf der Suche nach der perfekten Welle - Surfen an der peruanischen Küste
Die Buckelwale in Los Organos geben alles - what a show
Nach unzähligen Monaten in der Höhe freuen wir uns nun wirklich sehr auf Peru's Küstenregion. Wir haben zwar gehört, dass sie nicht sehr schön und ziemlich vermüllt ist, aber dennoch zieht es uns ans Meer - in der Hoffnung, ein paar gute Surfspots zu finden.
Zunächst müssen wir noch einmal die Anden queren, für uns etwa 4 Fahrtage. Dann peilen wir Nazca an, eine Wüstenstadt, bekannt durch die gleichnamigen Linien in der Nähe. Genau gesagt sind es Scharrbilder, die vermutlich von den Prä-Inkas im Rahmen von Fruchtbarkeitsritualen geschaffen wurden. Am besten zu erkennen sind sie aus der Luft. Es werden zahlreiche Flüge mit kleinen Chesnas angeboten. Für ein paar Linien im Sand wollen wir allerdings kein Geld ausgeben - auch wenn die Flüge nicht wirklich teuer sind. Wir sind halt mehr Natur- als Kulturinteressiert. Wir fahren einen der unbekannteren Aussichtspunkte an und bitten Juan, den Guard, um Erlaubnis, Drohne fliegen zu dürfen. Wegen des hohen Luftverkehrsaufkommens für die Standardtouristen fliegen wir nicht sonderlich hoch, zu riskant :-) Dementsprechend erkennt man leider nicht allzuviel. Immerhin das Bild des Andenpumas können wir gut sehen.
Die meiste Zeit verbringen wir in der Nazca Lodge, einer wunderschönen Unterkunft. Unter der Woche haben wir das gesamte Gelände für uns, inklusive Pool mit geöffneter Bar. Enrique hat hier eine wahre Oase geschaffen und ist inzwischen Experte, was Pflanzen und Bewässerung angeht. Da wir eh einige Reparaturen in der Wohnkabine auf der Agenda haben, bleiben wir für einige Tage. Und endlich können wir mal wieder Sport machen. Das ist in der Höhe deutlich zu kurz gekommen. Uns hat schlichtweg die Energie und der Sauerstoff dafür gefehlt.
Unser nächstes Ziel ist Huacachina, ebenfalls eine Wüstenstadt, mit einer natürlichen Oase und unzähligen Sanddünen. Ein Ort, der definitiv bei jedem Urlauber in Peru auf der Must-See Liste steht. Kurz vor Sonnenuntergang ist kaum ein Durchkommen auf dem Weg zu den Dünen. Buggie-Ausflüge und Sandboarden sind hier die Top-Attraktionen. Letzteres wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen, schließlich haben wir in Fiambala schon erste Erfahrung gesammelt. Wir leihen uns diesmal allerdings ein professionelles Board, d.h. mit Snowboardbindung und -schuhen. Das läuft deutlich besser! Die Schwerkraft funktioniert, auch wenn Sand mehr Widerstand als Schnee hat. Und Diego ist mal wieder glücklich in seinem riesigen Sandkasten.
Jetzt geht's für uns schnurstracks ans Meer. Zunächst in Richtung der Halbinsel Paracas. In diesem Naturschutzgebiet gibt es wilde Buchten und viele Meeresvögel zu beobachten. Auch Delphine und Seelöwen soll man hier antreffen, wir leider nicht. Das Wetter ist frisch und der Wind rau, dennoch für uns fühlt es sich super an, endlich am Meer zu sein. Mit Valdez in Argentinien kann das Gebiet allerdings bei Weitem nicht mithalten. Wir verzichten auch auf die obligatorische Bootstour zu den Islas Ballestas, bei der man angeblich Pinguine sehen kann. In Peru ist der Ort anscheinend ein Highlight, um Meerestiere zu beobachten; da wir in Patagonien waren, wären wir vermutlich nur enttäuscht.
Wir fokussieren uns lieber erstmal auf's Surfen. Gar nicht so einfach, im peruanischen Winter einen guten Spot für Anfänger zu finden. Da sind nämlich die Wellen eher hoch. In Cerro Azul allerdings haben wir einen guten Start. Glücklicherweise lernen wir gleich am ersten Tag Angel kennen, der uns eine Surfstunde gibt. Kann nicht schaden, nach über einem Jahr Pause (für mich sogar zwei, wegen der Schwangerschaft). Leider ist es nicht sonderlich warm, vor allem aber sehr neblig. Die Sonne zeigt sich kaum. Nach ein paar Tagen fahren wir weiter in Richtung Norden - auf der Suche nach der perfekten Welle und Sonne. Immerhin arbeitet die Zeit für uns.
In Huancacho haben wir fast frühlingshafte Temperaturen. Hier haben die Einwohner schon seit tausenden von Jahren mit ihren Schilfbooten, den Caballitos de Totora, gefischt und Wellen geritten. Angeblich ist der Strand ideal zum Surfen. Für uns allerdings ist bei weitem nicht jeder Strand geeignet, selbst wenn er angeblich für Anfänger ist. Wir müssen es einfach probieren. Und dann muss noch die Infrastruktur passen. Die Strände in Peru, speziell die im Norden, haben den Ruf, nicht sicher zu sein. Wir brauchen also einen Campingplatz (fast unmöglich), der nah am Strand ist (unmöglich), oder eine bewachte Strandpromenade. Dann soll es noch ruhig und möglichst eine öffentliche Dusche (kalt fast unmöglich, warm unmöglich) vorhanden sein. Und wenn das alles passt, ist Strom und Wasser unser limitierender Faktor. Ohne Sonne, kein Strom, und Zugang zu gutem Wasser oder Quellen/ Hähnen, an denen wir filtern können, ist ebenfalls rar. Wenn's einfach wäre, könnte es ja jeder! Diego liebt immerhin alle Strände.
Wir finden noch ein paar richtig schöne Orte am peruanischen Meer - und je weiter nördlich wir sind, desto besser das Wetter.
In Los Organos wartet ein echtes Highlight - die Buckelwale, die sich bis Ende Oktober vor der Küste aufhalten, bevor sie mit ihrem Nachwuchs in die Antarktis ziehen. Zusammen mit Viktor fahren wir frühmorgens um 6:30 Uhr raus auf's Meer, solange der Pazifik verhältnismäßig ruhig ist. Wir hören mit dem Sonar den Lauten der männlichen Wale zu. Sie haben einen eigenen Gesang, der unter anderem den Weibchen gilt. Nach einer Weile orten wir eine Gruppe von 6 Walen, die um die Gunst einer Walkuh buhlen. Sie sind allerdings sehr schnell unterwegs und springen kaum, so dass wir nur Rücken und Schwanzflosse zu Gesicht bekommen. Micha hat es nicht leicht mit dem Fotografieren, da das Boot sehr stark schaukelt. Viktor kündigt an, zum Sonnenuntergang noch einmal raus zu fahren, dann seien die Walkühe mit ihren Kälbern aktiv und springen. Nur ein bisschen mehr Wind gäbe es abends. Micha lässt sich das natürlich nicht entgehen. Ich entscheide mich, mit Diego am Campingplatz zu chillen (so gut es halt geht, wenn er wach ist). Gut so, denn was Micha bei seiner Rückkehr berichtet, wäre nicht sehr angenehm für uns beide gewesen. Die Wellen waren so stark, dass das ganze Boot regelmäßig überflutet wurde. Micha hatte Angst um seine Kamera und sein Leben. Dafür war es die "Show seines Lebens". Die Wale sind gesprungen wie die Weltmeister. Das fotografisch festzuhalten (mit scharfem Bild) war leider quasi unmöglich. Immerhin, die Schüsse reichen, um es sich vorzustellen. Und mit diesem Highlight im Gepäck machen wir uns auf nach Ecuador - wir sind sehr gespannt, was das diverse, kleine Land am Äquator bietet.
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