Parque National Patagonia – facettenreiche Landschaft und intaktes Ökosystem
Schroffe Berge, üppiges Grün und imposante Vulkane - die Abwechslung könnte nicht größer sein
Delphine vor unserer Haustür in Puerto Raul Marin Balmaceda - ein Paradies am Ende der Welt
Wunderschöne Sandstrände und perfekte Sonnenuntergänge an der Westküste
Wir sind seit längerem in Patagonien unterwegs, ganz grob in Richtung Norden. Immer wieder wechseln wir die Grenze von Argentinien nach Chile, je nachdem, wo uns Sehnsuchtsorte rufen. Manchmal ist allerdings der Weg das Ziel. Die Carretera Austral ist eine 1.247 km lange Straße in Chile, von O’Higgins bis Puerto Montt. Beziehungsweise eigentlich endet sie in O’Higgins, im Süden. Wir sind entgegengesetzt unterwegs. Und Straße ist ein relativer Begriff, der Großteil ist nicht geteert. Es handelt sich um eine Schotterstraße in ziemlich schlechtem Zustand. Ripio wird das hier genannt, zu übersetzen vielleicht mit Wellblechpiste. Das heißt, Auto und Inhalt werden kräftig durchgeschüttelt :-)
Am Paso Roballos überqueren wir die Grenze. Auch wenn das noch nicht offiziell die Carretera Austral ist, können wir die Schönheit schon erahnen. Der Weg führt uns knapp 200 km durch den Parque National Patagonia, im Herzen das malerische Valle Chacabuco. Die Landschaft in Argentinien ist trockene Steppe. Viel Vegetation gibt es hier nicht, einzig in der Nähe von Flüssen sieht man ein paar grüne Flecken. Am Ufer des Rio Blanco gibt es einen schönen Campingplatz, etwas windgeschützt durch hohe Bäume. Je weiter wir fahren, desto grüner und hügeliger wird die Landschaft. Mitten im Nichts allerdings erwartet uns erstmal ein Grenzübergang. Hier wir noch analog gearbeitet. Die Grenzbeamten tragen unsere Passnummern in ihre Bücher ein, Formulare werden händisch ausgestellt. Bei der Einreise nach Chile wird eine Abfrage an das PDI geschickt - wir müssen warten, bis eine positive Antwort vorhanden ist. Das kann je nach Internetverbindung schon mal eine Stunde dauern. Dennoch, die Grenzbeamten sind super nett und man kann sich den ein oder anderen Reisetipp abholen.
Im chilenischen Teil des Nationalparks machen wir uns auf den Weg zum Mirador Doug Tompkins. Hier saß der Umweltaktivist angeblich, als er die Gründung des Parks beschloss. Verständlich, wenn man sich den Ausblick anschaut. Zu erreichen ist der Aussichtspunkt übrigens nur über eine mehrere Kilometer lange 4x4 Strecke (oder zu Fuß). Da sind wir mit unserem Toyota Landcruiser ganz klar im Vorteil. Der Weg ist nicht gerade ein Highlight. Wir sparen uns die Energie, um vom Aussichtspunkt einen 13 km langen Rundweg zum Lago Chico zu wandern. Eine wunderschöne patagonische Landschaft!
Auch die weitere Strecke im Nationalpark ist es definitiv wert. Immer wieder sind offizielle Campingplätze vorhanden, an denen man übernachten kann. Angeblich sieht man vor allem Valle Chacabuco öfter Pumas. Die Population ist mit etwa 90 Tieren nicht ganz so dicht wie im Nationalpark Torres del Paine. Leider haben wir kein Glück mit Sichtungen…
Nach vier Tagen verlassen wir den Park und treffen nun bei km 987 das erste Mal auf die eigentliche Carretera Austral. Wir fahren nicht bis O’Higgins zurück, das würde für uns einen Umweg von etwa 250 km bedeuten (und zwar doppelt). Bei den Straßenverhältnissen sind das gleich mal 15 Stunden Fahrzeit. Auch aufgrund der Jahreszeit zieht es uns jetzt in Richtung Norden. Die Tage werden kürzer, das Wetter kalt und instabil. Man merkt, dass der Herbst kommt. Leider fallen auch die geplanten Wanderungen bei Villa Cerro Castillo ins Wasser und wir müssen uns mit dem Blick vom Campingplatz begnügen.
Die Landschaft ändert sich nun dramatisch. Von karger Berglandschaft zu Taiga mit viel Nadelwald bis hin zu dschungelartiger Vegetation. Wir sind hin und weg. So macht Fahren Spaß. Unser nächstes Ziel liegt allerdings etwas abseits der eigentlichen Carretera Austral. Das verschlafene Örtchen Raul Marin Balmaceda, auf einer Insel im Golf von Corcovado. Zu erreichen nur über eine weitere 75 km lange Schotterstraße und eine Fähre über den Rio Palena. Das was wir über diesen Ort gehört haben, reicht, um uns dorthin zu locken. Der Ort ist so schön, dass wir 5 Tage dort bleiben... und er einen eigenen Blog verdient hat :-)
Auf dem Weg nach Norden passieren wir den Nationalpark Corcovado - ein 2.940 Quadratkilometer großes Naturschutzgebiet mit valdivianischem gemäßigtem Regenwald, hohen Gipfeln, Alpenseen und Flüssen in der chilenischen Region Los Lagos. Wahrzeichen ist der gleichnamige Vulkan, der zuletzt 1835 ausgebrochen ist. Leider ist der Park ausschließlich vom Meer zugänglich, so können wir hier nichts erkunden. Anders als im angrenzenden Nationalpark Pumalin. Dieser wurde, wie so viele andere Naturschutzgebiete in Chile, von Doug Tompkins gegründet. Unser erster Stopp gilt einem Café der besonderen Art - El Avión. Ein Flugzeugwrack dient als Kulisse für diesen besonderen Ort. Ignacio hat auf seinem Grundstück erst kürzlich ein hübsches Café eröffnet, mit exzellentem "Kuchen" (das heißt hier in Chile tatsächlich so!) und Espresso aus der Siebträgermaschine. Diese Rarität können wir uns nicht entgehen lassen. Das Ganze gepaart mit der außergewöhnlichen Geschichte des 1974 abgestürzten Flugzeugs. Seine Historie reicht vom zweiten Weltkrieg, über Südpolexpeditionen bis zum Privatflugzeug von Queen Elisabeth während ihres 3-monatigen Besuchs in Chile in den 70er Jahren. Ignacio hat Pläne für die Zukunft, möchte das Café vergrößern und eine Fotoausstellung über die Geschichte machen. Jetzt schon ist es Treffpunkt für Reisende aus allen Ländern. Wir knüpfen neue Bekanntschaften :-)
Am nächsten Tag erkunden wir den Nationalpark Pumalin. Wir wandern auf den Vulkan Chaiten, nahe der gleichnamigen Stadt. 2008 ist der Vulkan, nach etwa 9.000 Jahre "Ruhe" überraschend ausgebrochen. In Folge des Ausbruchs wurde die benachbarte Hafenstadt von Geröll und Lavamassen überschwemmt. Die Stadt, die vorher mehrere Tausend Einwohner hatte, wurde für mehrere Jahre evakuiert. Jetzt ist wieder Leben eingekehrt. Am Vulkankrater sieht man noch immer Rauchwolken aufsteigen - ein sehr mystischer Anblick. Vom Rand der Caldera hat man bei gutem Wetter auch Sicht auf die Küste, sogar bis zur Insel Chiloé.
Um den nördlichen Teil des Nationalparks zu erkunden müssen wir erstmal eine Fähre nehmen. Die Carretera Austral ist hier "unterbrochen". In 5 Stunden geht es auf dem Seeweg von der Caleta Gonzalo nach Hornopiren. Und hier endet für uns die Fahrt auf der Traumstraße Chiles, die offiziell bis Puertto Montt führt. Die 200.000 Einwohnerstadt lassen wir allerdings zugunsten von Naturhighlights im wahrsten Sinne links liegen. Wunderschöne Täler, Vulkane und Berglandschaften warten auf uns :-)
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