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AutorenbildMarion Marquardt

Baby an Bord - Galapagos Cruise mit Diego

Schiffsexpedition mit Baby - geht das?
5 Tage unterwegs auf einem kleinen Schiff, begleitet von Delphinen und Pelikanen
Unbewohnte Inseln, einsame Strände, top Schnorchelspots
Auf den Spuren Darwins auf dem Inseln Isabela, Santiago, Fernandina und weiteren

Nach 4 Tagen auf Santa Cruz wartet das vermeintliche Highlight unserer Galapagos Reise auf uns, eine 5-tägige Expedition. Wenn man überhaupt von Highlight sprechen kann; schon die ersten Tage waren in jeglicher Hinsicht ein Volltreffer, sei es die Natur und Tierbeobachtungen, das Klima, das Essen und überhaupt die Tatsache, nicht im Camper schlafen zu müssen. Mehr und mehr hat uns beide in den letzten Wochen der beengte Raum genervt. Hier auf den Inseln wohnen wir in AirBnBs, bis auf die Zeit auf dem Schiff. Wir sind sehr gespannt, wie es uns gefallen wird, wer mit uns reist, wie es mit "Baby an Bord" läuft und letzten Endes natürlich, ob es seinen Preis wert ist.


Wir haben Last Minute (einige Wochen vorher) gebucht und uns ein kleines Schiff der Touristenklasse (die niedrigste) ausgesucht. Dennoch zahlen wir für die 5 Tage in etwa den Preis, den uns der restliche Aufenthalt auf Galapagos inklusive Flüge/ Fähren kosten wird. Diego bezahlt auch (immerhin bekommt er einen kleinen Rabatt), denn laut Galapagos Regularien zählt er als voller Passagier. Heißt, er hat einen Platz im Speisesaal und ein eigenes Bett in der Kabine. Da es Zwei-Mann-Kabinen sind, teilt sich Micha eine mit Liu, einem anderen Passagier. Ursprünglich wollten wir dennoch als Familie in einer Kabine schlafen, mit Diego auf dem Boden. In der Realität sieht es allerdings anders aus. Der Platz ist so beengt, dass wir eines der Betten in meiner Kabine als Gepäcklager nutzen. Diego schläft nach wie vor auf dem Boden. Er würde nur aus dem Bett fallen (unabhängig vom Seegang); sobald er schläft kann ich allerdings die Kabine nicht mehr verlassen - die Tür öffnet nach innen und ist mit seinem Bett zugebaut. Diego's Bett ist übrigens dasselbe wie im Camper: eine Isomatte mit Decke und Kopfkissen. Alles das wird mir erst so richtig klar, als wir an Bord sind. Natürlich haben wir uns vorher viele Gedanken über Organisation und Logistik gemacht. Nicht jedes Schiff erlaubt überhaupt Kinder oder gar Babies als Passagiere. Wir mussten sogar einen Disclaimer unterschreiben, vor allem im Hinblick darauf, dass es weder babygerechte Einrichtung noch Kinderbetreuung gibt, aber auch, dass wir die anderen Passagiere nicht belästigen. Ich zähle auf Diego's Manieren :-) Spaß beiseite, wir wissen ja, dass er ein sehr unabhängiges, flexibles und ruhiges Baby ist - das wird schon klappen. Und den Luxus einer Kinderbetreuung haben wir eh nie.


Am Flughafen ist unser Treffpunkt, wir lernen unseren Guide Roberto und die restlichen Passagiere kennen. In Summe sind wir 16 Personen; eine sehr junge Gruppe, viele Pärchen aus aller Welt. Das liegt vermutlich am Preisniveau der Kreuzfahrt. Unser Schiff, die GOLONDRINA, wartet bereits am Dock der Insel Baltra auf uns. Es geht direkt los, wir nehmen Kurs in Richtung der Insel Mosquera, wo unser erster Landgang sein wird. Die Landgänge laufen ähnlich ab, wie wir es von der Antarktis kennen - wir steigen in ein Schlauchboot (aka Panga) um und legen an. Wenn es einen Steg gibt, dann machen wir eine sogenannte dry landing, ansonsten steigen wir direkt am Strand aus - eine wet landing. Der Name sagt alles.


Wet landing Galapagos Cruise
Auf zum "Wet Landing"

Hier auf Mosquera gibt es nichts außer weißem Sandstrand, schwarzen Lavasteinen und türkisfarbenem Wasser. Das Inselchen ist gerade mal 600 m lang und 160 m breit. Wir erkunden die Insel mit unserem Guide und haben dann noch die Gelegenheit, am Strand zu Schnorcheln. Die Farben sind atemberaubend, sehr intensiv, speziell am späten Nachmittag. Wir sehen vor allem Seelöwen und Meerechsen, auf's Schnorcheln verzichten wir - die Brandung ist zu heftig. Hoffentlich werden die weiteren Aktivitäten etwas spektakulärer.


Mosquera Galapagos Landschaft
Mosquera Island

Jedesmal, wenn wir zurück an Bord sind, gibt es einen kleinen Snack zur Stärkung, zusätzlich zu den drei Mahlzeiten. Wir haben Diego's Babystuhl dabei, so kann er bei uns am Tisch sitzen (und wir einigermaßen in Ruhe essen :-)). Die Crew ist sehr freundlich und hilfsbereit, aber wir haben nicht das Gefühl, eine Extrawurst zu bekommen. Gut so!


Übernacht fahren wir eine weite Strecke, bis zur Westseite der Insel Isabela. Die See ist dort ziemlich rau (für Galapagos Verhältnisse), Diego und ich schlafen dennoch prima. Wir gehen gleich nach dem Abendessen in die Kabine; spätestens um 19:30 Uhr will Diego ins Bett. Nicht jeden Abend klappt das so, teilweise wird das Essen, je nach Seegang, später serviert; dann bringt mir Micha eben noch was Kleines in die Kabine. Das ist der Preis. In Summe nehmen wir alle Aktivitäten mit - egal ob Panga-Fahrt, Landgänge oder Schnorcheln. Dafür sind wir schließlich hier. Diego macht das alles prima mit, solange er essen und schlafen kann, wann er will. Und was ist mit seinem Bewegungs- und Spieldrang? Oft kann er bei den Landgängen am Strand spielen, während einer von uns schnorchelt. Auf dem Schiff lassen wir ihn nur an Deck, wenn wir ankern. Es gibt keine Reling oder anderweitige Absturzsicherung auf dem Schiff; sollte er während der Fahrt über Bord gehen, wäre es sein Todesurteil. Auch wenn der Wellengang für uns nicht extrem Ist, kann man trotzdem kaum laufen ohne sich festzuhalten. Deshalb spielen wir mit ihm in der Kabine oder im Speisesaal auf dem Boden. Aber auch dort können wir ihn keine Sekunde aus den Augen lassen, überall sind Treppen und offene Türen. Ein Fulltime Job. Während die anderen am Deck relaxen, rennt einer von uns Diego hinterher. Immerhin läuft er noch nicht (darüber sind wir hier gerade sehr froh). Dennoch gibt es entspannte Teile, so werden wir bekocht und müssen uns nicht ums Ausflugsprogramm kümmern.


Galapagos Cruise mit Baby
Diego beim sortieren von Walknochen

Spätestens am zweiten Tag sind wir überzeugt, dass eine mehrtägige Kreuzfahrt die beste Möglichkeit ist, das Galapagos Archipel zu erkunden. Wir kommen an Orte, die nur vom Wasser aus zu erreichen sind und weit außerhalb des Radius von Tagesausflügen liegen. Bei der Fahrt mit dem Panga in der Bahia Urbina entdecken wir Blaufußtölpel, Nazca-Tölpel und flugunfähige Kormorane. Letztere ist die einzige Kormoranart weltweit, die nicht fliegen kann. Sie leben nur auf den Galapagos Inseln. Im Laufe der Evolution haben sich die Flügel bis auf kleine Reste, die zum Schwimmen dienen, zurückgebildet; nicht nötig, da die Tiere keine natürlichen Feinde haben und im Wasser nach Beute tauchen. Schließlich gehen wir noch Schnorcheln und ich bin nach ein paar Minuten hin und weg. Meeresschildkröten, Meerechsen und bunte Fische schwimmen um uns herum. Ein Traum.


flugunfähige Kormoran auf Galapagos
Flugunfähiger Kormoran



Meeresechsen beim Revierkampf Galapagos
Meeresechsen beim Revierkampf


Meist schnorcheln wir zweimal am Tag und haben zwei weitere Aktivitäten. Micha und ich wechseln uns beim Schnorcheln ab, oft geht es direkt vom Panga aus ins Wasser. Dann nehmen wir Diego mit und wechseln "on the fly". Wir sind sehr froh, unsere Neoprenanzüge dabei zu haben. Das Wasser ist im November unter 20 Grad, ganz anders als an der ecuadorianischen Küste, wo ich im Bikini surfen konnte. Bei den Landgängen sehen wir fast immer Meerechsen. Sie sind Kaltblüter und liegen oftmals zum Aufwärmen auf den warmen Lavafelsen; nur zum Fressen gehen die Vegetarier ins Meer, wo sie nach Algen tauchen. Das konnten wir beim Schnorcheln auch des Öfteren beobachten. Sie schwimmen übrigens nur mit dem Schwanz, die Beine benutzen sie nur an Land. Am Puerto Egas sehen wir auch Landechsen. Sie haben eine gelb-orange Farbe. Als Babies sind sie grün. Die Farbveränderung kommt von der Nahrung. Sie ernähren sich nicht ausschließlich vegetarisch, sondern essen beispielsweise auch die Plazenta von Seelöwen etc. Je nach Insel und Nahrungsangebot haben sich verschiedene Unterarten ausgeprägt. So auch bei den Riesenschildkröten. Wir erkennen die kleinen aber feinen Unterschiede allerdings nicht.


Meerechse auf Nahrungssuche



Landechse Puerto Egas Galapagos
Landechse am Puerto Egas



Meeresschildkröte am Abtauchen Galapagos
Meeresschildkröte am Abtauchen

Auf der Insel Santiago sehen wir den Galapagos-Seebär, eine Unterart des Galapagos-Seelöwen, die gefährdet ist. Sie jagen nachts, vor allem Tintenfisch. Auch sind sie deutlich scheuer als ihre Artverwandten und halten sich an Land nur auf Lavafelsen auf. Die Lavaformationen auf Galapagos sind übrigens dieselben wie auf Hawaii, es gibt sogenanntes Pahoehoe- und Aʻa-Lava (mit dem Unterschied, dass Hawaii deutlich älter ist).




Irgendwann gelingt es uns dann auch noch brauchbare Bilder von Pinguinen als auch von einem Weissspitzen-Riffhai zu machen. Ein voller Erfolg.




Das Ende unserer Kreuzfahrt markiert die Charles Darwin Forschungsstation auf der Insel Santa Cruz. Hier werden die seltenen Unterarten der Riesenschildkröten mit dem sattelförmigen Panzer aufgezogen. Von ihrem spanischen Namen Galapagos (von Galopp), rührt übrigens auch der Name des Archipels her. Sie leben nur noch auf den Inseln Pinzón, Española, Fernandina und Isabela und haben einen längeren Hals als die mit dem runden Panzer. Evolutionsbedingt hat sich letzterer besser bewährt an Orten, an denen die Vegetation spärlicher ist und man sich von Gestrüpp oder Büschen ernähren muss. Die Eier werden vom Strand eingesammelt und bis zum Schlüpfen streng überwacht. Für eine optimale Reproduktion werden 70% Weibchen und 30 % Männchen ausgebrütet (das kann tatsächlich durch die Bruttemperatur präzise gesteuert werden). Die geschlüpften Babies werden dann im Alter von 3-5 Jahren wieder ausgewildert. Inzwischen wurden mehr als 2.500 Jungtiere nachgezogen. Eine der 15 Unterarten ist leider trotz aller Bemühungen der Forschungsstation 2012 ausgestorben. "Lonesome George", war der letzte seiner Art, die auf der Insel Pinta lebte. Sein Leichnam ist präpariert und in der Research Station ausgestellt.





Die selteneren Tierarten zu sehen, ist nur eines der Highlights der Kreuzfahrt. Wir schnorcheln an sehr besonderen Orten, werden an Deck von Pelikanen und Delphinen begleitet und dürfen die Abenddämmerung auf einsamen Inseln genießen. Unser Fazit: Es hat sich sowas von gelohnt. Trotzdem sind wir beide froh, wieder an Land zu sein. Da ist die Betreuung von Diego doch sehr viel einfacher. Wir gönnen uns erstmal ein Glas Weißwein zur Entspannung!  

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