Die bolivianische Pampa - ein Traum für Tierbeobachtungen
Unterwegs auf dem Rio Yacuma - begleitet von rosa Flussdelfinen
Wir bekommen Affen, Vögel, Kaimane und sogar ein Faultier vor die Linse
Und letztendlich eine richtig fiese Magen-Darm-Infektion
Wir sind noch immer in Rurrenabaque, dem Tor zum bolivianischen Amazonas. Nach den 5 Tagen im Dschungel brauchen wir erstmal Erholung. Für uns beide war die Zeit körperlich und auch kopfmäßig echt anstrengend. Dazu kommt noch das Regenwaldklima, das speziell mir zu schaffen macht. Gut, dass wir zwei Tage im Hotel entspannen können, bevor das nächste Abenteuer wartet. Wir genießen die Zeit am Pool und in der Zivilisation bei einem Bier. Dann geht’s für 3 Tage in die Pampa, ein weitläufiges Gebiet rund um den Rio Yacuma. Perfekt, um Tiere zu beobachten. Viele der dort ansässigen Arten findet man auch im Dschungel. Dort sind sie allerdings nicht so einfach zu finden. Morgens holt uns unser Guide Norman ab und wir fahren erstmal 3 Stunden Richtung Santa Rosa de Yacuma. Schon auf dem Weg können wir einige Tiere sehen, unter anderem Sträuße und einen Tapir. Letzterer leider nur „domezistiert“. Es wurde als Baby gerettet und wächst nun im Garten auf. Nicht die Art der Tierfotographie, die Micha sich wünscht :-)
Wir sind in der Las Tortugas Logde untergebracht, direkt am Rio Yacuma, und werden herzlich begrüßt. Natürlich freuen sich alle über Diego, mal wieder der jüngste Gast seit langem. Nachmittags ziehen wir mit Norman los und tuckern mit dem Boot auf dem Rio Yacuma entlang. Schon auf den ersten Metern sehen wir so viele Tiere, dass wir es kaum glauben können. Unzählige Vögel flattern um uns herum oder sitzen auf den Ästen am Ufer.
Am häufigsten sehen wir Schopfhühner, auch Stinkvögel genannt. Nicht gerade hübsch, die Kerle. Sie gibt es hier im Überfluss; denn, wie der Name schon sagt, schmeckt ihr Fleisch nicht sonderlich. Somit haben sie kaum natürliche Feinde. Es sei denn, ein Kaiman klaut sich ein paar Eier aus dem Nest. Sie sind die einzigen Vögel weltweit, die sich zu 100% vegan ernähren, darum ist ihr Magen im Vergleich zur Flügelkraft viel zu schwer und sie können nur etwa 30 Sekunden fliegen. Ein einfaches Fotomotiv :-)
Fast genauso einfach wie das Faultier. Zunächst müssen wir allerdings sehr lange mit Norman Ausschau halten, bis wir eines finden. Es sitzt die meiste Zeit auf Cecropias, den sogenannten Ameisenbäumen, und isst die jungen Blätter, chillt oder schläft. Faultiere sind perfekt getarnt, da sie dieselbe Fellfarbe wie der Stamm haben. Und da sie sich kaum bewegen, sind sie sehr schwer zu orten. Norman hat natürlich ein Auge dafür. Und einmal eines gefunden, hat Micha unendlich Zeit für Faultier-Portraits.
Das Wetter meint es leider in der Pampa nicht so gut mit uns. Schon am Donnerstagnachmittag kommt eine Kaltfront. Normalerweise hat es hier mehr als 25 Grad bei viel Sonne. Darum setzen wir auch Sombreros zum Bootfahren auf. Innerhalb kurzer Zeit gibt es allerdings einen Temperatursturz auf unter 10 Grad. Nicht so angenehm. Vor allem, da die Lodge nicht für dieses Wetter gebaut ist. Es gibt keine Glasfenster, nur Moskitogitter. So zieht es überall schön durch. Wir ziehen alle Klamotten, die wir dabei haben, übereinander an und packen uns zum Schlafen mit Wolldecken ein. Immerhin ist es auch den Moskitos zu kalt und wir begegnen keinem einzigen Exemplar. Am kommenden Tag regnet es morgens in Strömen. Wir müssen den Regen erstmal aussitzen, bis wir mit dem Boot weiterfahren. Die meiste Zeit sind wir auf dem Fluss unterwegs, mal in die eine, mal die andere Richtung. Wir sind immer wieder erstaunt, welch neuen Tierarten wir entdecken.
Die Totenkopfaffen, die sich hier am Ufer tummeln, sind sehr zutraulich - für unseren Geschmack fast zu sehr, als sie auf unser Boot springen. Sie waren in der Gegend schon vom Aussterben bedroht, darum hat man sie gefüttert. Das haben sie sich natürlich gemerkt.
Gleich hinter dem Flussufer ist die Landschaft dichter bewachsen und ähnelt fast dem Dschungel. Wir gehen mit Norman auf die Pirsch, um Chancen auf weitere Affenarten zu haben. Und siehe da, schon bald turnen Kapuzineräffchen vor uns auf der Palme. Habt ihr gewusst, dass sie die intelligentesten Affen sind, noch vor den Schimpansen? Wir nicht. Und sie sind sehr agil. Nicht einfach für Micha, sie vor die Linse zu bekommen. Später entdecken wir noch schwarze Brüllaffen; ihre Artverwandten, die roten Brüllaffen, haben wir im Dschungel bereits gesehen. Sie sind echt neugierig und beobachten uns von den Ästen aus.
In Summe sind die Tage in der Pampa ein voller Erfolg. Wir sehen noch viel mehr Tiere als im Dschungel, obwohl wir gar nicht mehr im Gebiet des Madidi Nationalparks sind (der ja der artenreichste der Welt ist). Das liegt natürlich auch daran, dass die Tiere sich hier hauptsächlich am Fluss aufhalten und einfacher zu sichten sind. Besonders der Eisvogel hat es Micha angetan. Er ist sehr flink und es braucht viele Versuche, ihn im Flug zu erwischen. Gut, dass Micha (zumindest beim Fotografieren) ausdauernd ist. Norman drosselt für jedes Exemplar das Boot.
Wir hatten zeitweise sogar Begleitung von rosa Flussdelfinen, auch Amazonasdelfin genannt. Er ist nämlich nur dort heimisch. Der wollte sich allerdings beim besten Willen nicht ablichten lassen und sich einen Spaß daraus gemacht, mal hier, mal da aus dem Wasser zu hüpfen.
Nun haben wir noch einen Tag zum Relaxen in Rurrenabaque, bevor wir zurückfliegen. Den haben wir mal wieder dringend nötig. Schön langsam werden die Temperaturen auch wieder etwas angenehmer. Leider geht es uns beiden ab Sonntag nicht mehr so gut. Wir kämpfen mit Durchfall, und zwar der richtig üblen Sorte. So übel, dass wir vor unserem Rückflug erstmal ein Antibiotikum in der Apotheke holen (in Bolivien braucht man dafür kein Rezept). Zurück in Cochabamba wird es immer schlimmer. Diego hat nachts Bauchkrämpfe, so dass ich ihn die ganze Nacht draußen herumtrage - wenn ich nicht gerade auf der Toilette bin. Glücklicherweise bekommen wir gleich am nächsten Tag abends um 20:30 Uhr einen Termin beim Kinderarzt. Der empfängt uns bei sich zu Hause und behandelt uns gleich mit. Diagnose: Ruhr-Amöben. Das sind richtig fiese Parasiten. Der Arzt verordnet uns, zusätzlich zum Antibiotikum, Gatorade zum Hydrieren und Hühnersuppe. Diego hat glücklicherweise nichts davon. Wir sind so froh. Übertragen werden die Bakterien nämlich über Wasser und frische Lebensmittel. Inzwischen isst Diego ja fast dasselbe wie wir. Uns geht es eine ganze Woche lang richtig bescheiden. So wirklich erholen kann man sich halt nicht, wenn man ein Baby zu betreuen hat. Es dauert lange, bis wir überhaupt Motivation haben, uns mit der Weiterreise zu beschäftigen und uns um Diesel zu bemühen. Die Situation hat sich in der Zwischenzeit nur leicht entspannt. Immer noch steht man mehrere Stunden Schlange, um an der Tankstelle einen Kanister zu bekommen. An volltanken ist gar nicht zu denken. Vielleicht ist es doch Zeit, das Land zu verlassen, auch wenn wir gerne noch mehr kennenlernen würden... Und so sind wir erstmal noch in Cochabamba, einer wirklich hässlichen und lauten Stadt, aber in unserer Situation sind wir froh um die Laufnähe zu Arzt, Apotheke und vor allem einer Toilette.
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