Das Valmalenco ist ein einsames Seitental des Veltlins, an der Südseite der Bernina Kette. Es gibt dort einen Höhenweg, der das gesamte Valmalenco in 6 - 10 Tagen (je nach Route) durchquert. Er wird nicht ohne Grund als der schönste im Veltlin bezeichnet. Die Bergwelt ist bizarr und man genießt kontinuierlich Ausblicke auf die hohen Berge Monte Disgrazia, Piz Bernina und Piz Palü.
Wir hatten den Alta Via Valmalenco schon seit unserem ersten Besuch in der Region auf unserer Bucket List. Als wir im Winter 2019 dort Snowboarden waren, haben wir im Rifugio Palu einen wunderschönen Bildband darüber gesehen und von da an stand es fest: wir werden wiederkommen.
Im Juli 2021 war es dann soweit. Wir haben 7 Etappen geplant und die Rifugios vorab reserviert. Los geht's bei ca. 30 Grad in Chiesa in Valmalenco. Die erste Etappe hat es bereits in sich. Mit über 1.700m Aufstieg und fast 800m Abstieg ist es wohl das Härteste, was wir bisher an einem Tag gewandert sind. Und was soll ich sagen, die Etappe hat uns an unsere Grenzen gebracht! Aber schon am ersten Tag werden wir mit atemberaubenden Panoramen belohnt.
Nachdem die erste Etappe so exzessiv war, kürzen wir den zweiten Tag etwas ab. Glücklicherweise sind die Hütten nicht komplett ausgebucht, so dass wir flexibel umplanen können. Das spielt uns auch wettertechnisch in die Karten - denn für den dritten Tag sind Gewitter angekündigt. Ein Grund mehr, den Fußmarsch auf den Morgen zu legen. Mittags, als es anfängt zu schütten und zu gewittern, sitzen wir schon in der Hütte und entspannen uns.
Die vierte Etappe ist dann wieder etwas anspruchsvoller. Wir haben knapp 1.400 Höhenmeter vor uns. Ziel ist das Rifugio Marinelli auf 2.800 m - unsere höchstgelegene Berghütte. Sie ist auch Basislager für Expeditionen zum Piz Bernina. Der steht übrigens auch noch auf unserer Bucketlist. Dafür müssen wir allerdings noch ein bisschen trainieren, vor allem mit Steigeisen und Eispickel auf Gletschergelände :-)
Bis wir die Schutzhütte erreichen, ist es allerdings ein weiter Weg. Und wieder einmal ist das Wetter unberechenbar. Eine gute Stunde vor Ankunft fängt es plötzlich an zu hageln und schneien. Gut, dass die nächste Schutzhütte nicht weit ist. Spontan kehren wir ein, um das Unwetter auszusitzen. Wir sind die einzigen Gäste. Wie wir erfahren, hat der Hüttenwirt Geburtstag, so dass er uns auf eine Flasche Wein einlädt. Da sagen wir natürlich nicht nein. Und so wird es eine sehr kurzweilige Zwangspause. Nach ca. zwei Stunden reißt es wieder auf und wir machen uns munter auf den Weg zu unserem Tagesziel. Das letzte Stück ist wirklich bizarr mit Neuschnee im Juli und dramatischen Ausblicken auf den Piz Bernina.
Hier ein paar Eindrücke von den Etappen 2 - 4:
Das Wetter am kommenden Tag ist leider nicht so optimal - wir haben eine Mischung aus Schnee und Regen mit einer Sicht gleich null. Leider können wir auch den Höhenweg zum Rifugio Bignami nicht nehmen, da wir keine Steigeisen dabei haben. Bei der Sicht wäre das aber eh nicht lohnenswert. Und so wandern wir über das Fellaria Joch ins Nachbartal.
Am nächsten Tag erwartet uns endlich wieder Sonne. Und so können wir erstmal den Fellaria Gletscher bewundern, der direkt vor unserer Haustür liegt! Wir gehen dann weiter über das Val Poschiavino. Das ist zwar nicht der direkteste Weg, aber das Nebental wurde uns von den Einheimischen wärmstens empfohlen. Wir wandern das Hochtal hinauf und kommen aus dem Staunen nicht heraus. Schließlich geht es über den Pass Campagneda auf die andere Seite. Auf dem Weg bergab kommt ein schöner Bergsee nach dem anderen. Wir bekommen sogar Murmeltiere und einen jungen Steinbock zu Gesicht. Da es am nächsten Tag schon wieder in Strömen regnen soll, entscheiden wir spontan, die letzte Etappe gleich dranzuhängen. Glücklicherweise sind wir nach 7 Stunden wieder an einer Straße und finden ein nettes deutsches (!) Pärchen, das uns die letzten Kilometer zu unserem Parkplatz mitnimmt.
Hier ein paar Eindrücke von den Etappen 5 - 6:
Am selben Tag startet übrigens der alljährliche Valmalenco Ultratrail (VUT), ein Wettkampf für Trailrunner, die dieselbe Route in ca. 14 Stunden laufen! Wir haben die Strecke eher genossen :-) Und wieder einmal sind wir total glücklich, wie so oft, wenn wir in den Bergen unterwegs waren. Die körperliche Anstrengung, die tollen Eindrücke und die phänomenale Gastwirtschaft auf den italienischen Berghütten, gepaart mit exzellenter Küche, ist für uns ein Glücksrezept.
Und zu guter Letzt wollen wir Euch unser kleines Video von der Wanderung nicht vorenthalten. Dreht auf jeden Fall den Sound auf :-)
Falls wir Euch auf den Geschmack gebracht haben, eine detaillierte Beschreibung inklusive Kartenmaterial, gibt's auf meiner Homepage unter https://www.valchiavenna.de/altavia-valmalenco
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