Purmamarca - ein buntes Städtchen mit siebenfarbigem Berg
Fotostopp an den Salinas Grandes - wir üben für die Salar de Uyuni in Bolivien
Nichts geht mehr - die Klirrende Kälte lässt uns einfrieren
Willkommen in Chile - strenge Grenzkontrollen fordern ihren Tribut
Wir sind auf dem Weg nach Chile. Von Salta aus wollen wir uns über den Jama-Pass auf nach San Pedro de Atacama machen. Bis dahin sind es allerdings noch etwa 600 km und viele Höhenmeter. Ganz konkret müssen wir über die Anden, die Passhöhe liegt auf 4.831 m – der Jama-Pass ist eine der höchsten asphaltierten Fernstraßen Südamerikas. Auf dem Weg dorthin liegen noch zwei Highlights, die wir mitnehmen wollen.
Das erste ist der Cerro de Siete Colores in Purmamarca - ein Berg, der 7 unterschiedliche Farben hat, die durch die verschiedenen in der Erde vorkommenden Mineralien erzeugt werden. Sie sind am Hang des Hügels nahezu perfekt übereinander ausgerichtet (da jede Schicht im Abstand von Millionen von Jahren entstanden ist). Zu sehen sind Rosa (aus rotem Ton), Weiß (aus Kalkstein), Bereiche mit Braun und Lila (aus Blei und sandigem Lehm), Rot (aus Eisen und Ton), Grün (aus Kupferoxid), erdiges Braun (aus Magnesium) und Senf (aus Schwefel). Natürlich gibt es einen Aussichtspunkt, von dem aus man angeblich die perfekte Sicht auf den Berg hat. Wir sind eher nicht die Typen für so was, aber für ein Familienfoto gehen wir kurz rauf. Danach laufen wir den Camino "Los Colorados", einen Rundweg um die umliegenden Berge. Die Blicke hier gefallen uns deutlich besser, genauso wie die Ruhe. Kein Mensch ist hier unterwegs.
Danach schlendern wir noch durch’s Städtchen. Für Diego ist es Zeit für seinen Mittagsbrei und wir haben Lust auf Kaffee und was Süßes. Der Ort ist zwar sehr touristisch, aber dennoch sympathisch. Alles ist sauber und gepflegt. Überall findet man Stände mit Souvenirs und Klamotten. Im Prinzip verkaufen alle dasselbe: allerhand Sachen aus Schaf- und Alpakawolle, Tongegenstände und Souvenirs. Allem voran kleine bunten Alpakas. So eines sucht sich Diego aus. Beziehungsweise wir suchen ihm eines aus, da wir es auch für unseren nächsten Stopp bei den Salinas Grandes als Fotoobjekt nutzen wollen :-)
Die Salinas Grandes ist die größte Salzpfanne Argentiniens – im Prinzip das Pendant zur Salar de Uyuni in Bolivien. Mit 212 km² ist sie allerdings, verglichen dazu, relativ klein. Dennoch, Kilometer um Kilometer strahlendes Weiß erstrecken sich vor unseren Augen und erzeugt ein Gefühl von unendlichem Raum. Durch die fehlenden Relationen ist es hier möglich, lustige Fotos mit verschobener Perspektive zu machen. Ich plane schon Tage im Voraus meine Wunschmotive und sammle die entsprechenden Requisiten (in der Fachsprache „Props“ genannt). Micha ist davon weniger begeistert. Für ihn hat das nicht viel mit Fotografie zu tun. Recht hat er, es ist eher ein Riesenspaß. Die Fotos macht man auch nicht mit einer professionellen Kamera, sondern mit dem Handy. Denn nur so funktioniert es, beide Objekte im Fokus zu haben. Als wir ankommen, sind wir erstmal geschockt von den vielen Touristen, die hier in wenigen Metern Abstand voneinander ihre Fotos schießen. Naja, Diego braucht ohnehin mal wieder seinen Brei. Und siehe da, eine Stunde später, sind alle Touristenbusse verschwunden und wir haben die Salzebene für uns. Sie wird von der indigenen Bevölkerung verwaltet, der das Territorium gehört. Ein kleiner Eintritt von 2 € pro Person ist fällig, sogar inklusive Guide. Das ist wirklich mehr als fair. Pablo erklärt uns einiges über die händische Art der Salzgewinnung. Dazu werden etwa 80 cm Tiefe Becken ausgestochen, in denen das Salz kristallisiert. Nach etwa 2 Jahren ist die Fläche wieder „regenerieret“, im Unterschied zur industriellen Salzgewinnung, bei der ein Vielfaches der Menge gefördert wird. Auch diese Art gibt es hier. Wir sehen LWK um LKW, beladen mit Tonnen Salz, über die Salzfläche rasen. Naja, immerhin besser als eine Lithium-Mine zu bauen. Denn auch dieser Rohstoff ist hier vorhanden. Die indigene Bevölkerung setzt sich allerdings mit aller Macht ein, um den Ort, so wie er ist, zu erhalten – bisher mit Erfolg.
Wir machen mit Pablo noch einige witzige Fotos. Er ist wirklich ein Profi, was die Platzierung der Gegenstände anbelangt und dirigiert uns geschickt an die exakten Positionen. Und auch für Sonderwünsche ist er offen - natürlich mit Diego.
Am kommenden Tag wollen wir uns noch die Ojos del Mar anschauen, Süßwasserlöcher mitten in der Salzpfanne. Sie leuchten in ganz intensivem Blau, und je nach Licht noch in anderen Farben, die durch die Elemente entstehen, die noch darin enthalten sind. Orange zum Beispiel durch Schwefel, Grün durch Kupferoxid. Sie werden durch die umliegenden Berge unterirdisch gespeist und sind nur im Winter zu sehen. Im Sommer ist die Salzpfanne ohnehin überflutet und ein einziger riesiger Spiegel.
Wir erfahren auch einiges über die Entstehung der riesigen Salzflächen, von vor Millionen von Jahren. Sie bildeten sich durch die Verdunstung alter Gewässer mit einer hohen Konzentration vulkanischer Salze. Im Laufe der Jahrtausende hinterließ das verdunstete Wasser Salzablagerungen, die sich verfestigten und die heutigen Salzpfanne mit einer Dicke von bis zu 30 cm bildeten. Das trockene Klima und der fehlende Wasserabfluss aus den umliegenden Bergen tragen dazu bei, dass das Salz sich dort weiterhin sammelt.
An den Ojos machen wir einige Fotos mit schöner Spiegelung. Micha ist wieder wenig begeistert von der „Abfertigung“. Jede Familie bekommt drei Motive. Ich hingegen freue mich, dass wir endlich mal zu dritt auf dem Foto sind!
Jetzt geht es für uns allerdings endgültig in Richtung Grenze. Wir haben an den Salinas Grandes auf 3.450 m übernachtet, eine weitere Nacht schlafen wir bei Susques auf etwa 3.700 m, um dann nach der Grenze auf 4.200 m zu schlafen. Die langsame Akklimatisation – vor allem in der Nacht – ist wichtig, um die Höhe bestmöglich zu vertragen. Natürlich merkt man immer etwas. Tagsüber vor allem, dass alles anstrengender ist, nachts, dass der Schlaf nicht ganz so erholsam ist. Zur Vorbeugung gegen Höhenkrankheit kauen wir fleißig Coca-Blätter, wie auch schon in der Puna.
Insgesamt haben Micha und ich nun wohl etwa 6 Monate in Argentinien verbracht und weitere 2 Monate mit Diego, und wir werden dieses Land vermissen. Wir hätten nie gedacht, dass es so vielfältig sein kann, angefangen von den Gletschern Patagoniens, über die spektakulären Meerestiere bei Valdes, über die atemberaubenden Hochebenen im Norden. Und immer waren die Landsleute gastfreundlich und herzlich. Wir haben uns sehr wohlgefühlt. So verlassen wir Argentinien mit einem weinenden Auge, freuen uns aber auch auf Chile und die weiteren Highlights.
Schon an der Grenze bemerken wir die kulturellen Unterschiede von Argentinien und Chile. Während die argentinische Grenzbeamtin hin und weg von Diego ist, mit ihm schäkert und ihn fast mit ihrer 3-jährigen Tochter verheiraten will, sitzt der Chilene mit Kopfhörern hinter seinem PC und nimmt unsere Pässe entgegen ohne „Buenos Dias“ zu sagen. Nun ja… und dann werden uns auch noch einige Lebensmittel bei der Einreise abgenommen. Gut, dass wir die Coca-Blätter gut versteckt haben. In Chile zählt es nämlich streng genommen als Droge :-)
Gleich nach der Grenze suchen wir unseren Übernachtungsplatz. Es ist schon 4 Uhr nachmittags und die weitere Strecke geht erstmal konstant bergauf, bevor sie steil über 60 km nach San Pedro de Atacama abfällt. Wir sind also gut beraten, hier zu übernachten, um nicht höher als 4.200 m schlafen zu müssen. Die Laguna Negra scheint uns ein idyllischer Ort dafür. Flamingos sind um diese Jahreszeit zwar nicht hier, dennoch ist der Ort ein Traum. Im Winter hat die Lagune relativ wenig Wasser und so fahren wir auf der Ebene bis kurz vor das Ufer.
Um 7 Uhr morgens weckt uns Diego auf und ich stelle erschrocken fest, dass die Diesel-Standheizung aus ist. Fehlermeldung 13. Keine Ahnung, was das bedeutet (die Bedienungsanleitung haben wir natürlich nicht offline verfügbar), auf jeden Fall nichts Gutes bei den Temperaturen draußen. Es hat -15 Grad. Auch nach mehrmaligem Probieren springt sie nicht mehr an. Naja, dann müssen wir halt losfahren. Nur leider startet der Motor auch nicht – beziehungsweise geht gleich wieder aus. Da wird uns schnell klar, der Diesel ist ausgeflockt.
So ein Mist. Das Problem hatten wir schon einmal, als wir in Livigno in Italien keinen Winterdiesel im Tank hatten. Hier haben wir extra darauf geachtet, nur Premiumdiesel zu tanken. Nur leider verträgt das südamerikanische Premiumprodukt nur -7 Grad. Das wussten wir vorher auch nicht. Dummerweise haben wir auch noch so geparkt, dass der Motorblock komplett im Schatten ist! Micha platziert einen Gaskocher unter dem Tank und schließlich noch einen zweiten im Motorraum. Ich bin damit beschäftigt, Diego bei Laune zu halten. Gar nicht so einfach, denn so dick eingepackt kann er sich kaum bewegen und spielen. Wir setzen uns eine Deadline. Wenn der Motor bis 14 Uhr nicht läuft, holen wir Hilfe. Die Hauptstraße ist gottseidank in Sichtweite. Und siehe da, um 13:16 Uhr startet der Motor endlich. Die ersten Minuten sind wir ganz schön angespannt und hoffen, dass er nicht gleich wieder ausgeht. Puh! Gerade nochmal gut gegangen. Was ein Empfang in Chile! Es kann nur aufwärts gehen. Und so zuckeln wir mit weißem Rauch aus dem Auspuff weiter auf den Pass hoch in Richtung San Pedro de Atacama.
Comments